Das Rekascher Schulwesen


von Anton Bedö-Zollner

Für die Schilderung des Rekascher Schulwesens stehen uns zur Zeit nur zwei Dokumentationsquellen zur Verfügung, und zwar Dr. Josef Stitzls Ortsmonographie und Barbara Peppels Beitrag „Zur Geschichte der Rekascher Schule“. Beide verzeichnen aber leider nur lückenhaft die Namen der Diener des örtlichen Schulwesens. Dr. Stitzl beendet seine Dokumentation sehr früh, schon mit dem Jahr 1924, wobei Peppel hauptsächlich das Rekascher Schulwesen aus der Zeit nach dem Anschluss eines Teils des Banats an Rumänien kurz schildert.

Laut Dr. Stitzl stammt das erste Belegmaterial erst aus der Zeit der Einwanderung der Deutschen in Rekasch, die hier auch die erste Schule einrichteten. Als die deutschen Kolonisten in den Ort kamen, befassten sich bosnische Franziskanerbrüder mit der Jugend und brachten ihr das Lesen und Schreiben bei. Laut genanntem Autor soll der erste hier bekannte „Ludimagister“ zwischen 1746 und 1748 ein gewisser Wächter gewesen sein. Als bekannter Kantor fungierte hier im  Jahre 1762 Johann Jakoby, der 1766 starb. Im nächsten Jahr und bis 1770 war Ignatz Schmidt Kantor und zugleich deutscher Schulmeister. Für das Jahr 1776 hat man im Ort Anton Carl als Kantorlehrer verpflichtet. 1779 hatten in Rekasch schon zwei deutsche Lehrer unterrichtet.

Im Jahre 1774 ist im Habsburger Kaiserreich die „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen kaiserlich-königlichen Erbländern“ erlassen worden. Im Banat trat diese Schulordnung als „Ratio educationis“ erst am 22. August 1777 in Kraft. Dieses Gesetz sollte dafür sorgen, dass durch „wohlgetroffene Erziehungs- und Lehranstalten die Finsternis der Unwissenheit aufgeklärt und jedem seinem Stande angemessene Unterricht verschaffet wird“. Laut Barbara Peppel fand der Unterricht damals in zwei Stufen statt: eine für Anfänger und eine für Fortgeschrittene. Die Schüler der ersten Stufe erlernten die Buchstaben, und man brachte ihnen das Lesen und das Schreiben bei. Die Fortgeschrittenen übten das Lesen und als neue Fächer hatten sie  Rechtschreiben und Rechnen. Der Unterricht wurde bei diesen auch mit praktischen Kenntnissen über die Landwirtschaft und Anleitungen zur Rechtschaffenheit ergänzt.
Die Lehrer der Rekascher katholischen Schule wurden damals aus der Gemeindekasse besoldet. Die Gemeinde war auch vertraglich verpflichtet das Schulhaus instandzuhalten, sie hatte aber das Recht, die einzustellenden Lehrer selbst zu bestimmen. Diese konnten ihr karges Einkommen als Kantor und Dorfschreiber aufbessern.


 

Nach demselben Autor errichtete man 1803 in Rekasch eine „selbstständige deutsche Schule“. Das ist eine Aussage, die vermuten lässt, dass bis dahin die Schule laut theresianischer Schulordnung zweisprachig (deutsch und schokazisch) gewesen sein könnte, oder dass neben dem deutschsprachigen Unterricht auch einer in schokazischer Sprache stattgefunden hat. Der Unterricht in beiden Sprachen fand wahrscheinlich in der „alten katholischen Schule“ statt, die hinter der katholischen Kirche stand. Das Gebäude war damals noch nicht aufgestockt und bestand nur aus dem Erdgeschoss. Drei Jahre später begann im Banat die Madjarisierung des öffentlichen Lebens, die ihren Höhepunkt 1831 erreichte. Da alle amtlichen Schriften ungarisch verfasst werden mussten, ist auch der Schulunterricht dementsprechend umgestellt worden. Die Kinder mussten ungarisch lesen, schreiben und rechnen können. Um die Madjarisierung durchführen zu können, musste  am 5. Juni 1811 die katholische Kirche die Schule der Gemeinde übergeben. Ab 1838 konnten im Schuldienst nur noch jene Lehrer bleiben, die die ungarische Sprache beherrschten. Die zwei Kantorlehrer, die in diesem Jahr in Rekasch tätig waren, hießen Samuel Bürgermann und Paul Valkov, letzterer als schokazischer Lehrer. Die Lage des deutschen Schulwesens aus Rekasch verbesserte sich 1843, als hier wieder eine katholische deutsche Schule mit zwei deutschen Lehrkräften eingerichtet wurde. Einer von diesen war Johann Groß. 1847 hatte man im Ort die Sonntagsschule eingeführt, die eigentlich eine Wiederholungsschule war. Während der ungarischen Revolution von 1848-49 war die Schule geschlossen, da man hier ein Spital eingerichtet hat.

1854 hat die katholische Kirche mit vielen Schwierigkeiten ein neues einstöckiges Schulgebäude für die deutsche Schule errichten lassen. Dr. Stitzl gibt zwar nicht den Standort dieses Gebäudes an, aber laut Zeugenaussagen, stand die „neue Schule“, die von der heutigen Generation auch als „alte deutsche Schule“ genannt wird, auf der Westseite des Hauptplatzes (Haus-Nr. 120-121 -??). Im nachfolgenden Jahr, im März 1855, besichtigte Bischof Alexander Csajaghy diese Schule. In jenem Jahr besuchten 125 Knaben und 112 Mädchen die Unterklassen und nur 59 Knaben und 34 Mädchen die Oberklassen dieser Schule. Oberlehrer dieser katholischen Elementarschule war noch immer der schon genannte Johann Groß, und Unterlehrer war Eduard Hertenberger.

In der „alten Schule“ (hinter der Kirche) blieben 87 schokazische Knaben und  30 Mädchen mit ihrem Lehrer Paul Valkov. Dem Gebäude dessen Baujahr unbekannt ist, wurde 1856 auf Kosten der Gemeinde ein Stockwerk hinzugefügt. Gleichzeitig ist ein zweiter schokazischer Lehrer, Johann Ivancsov, eingestellt worden. Trotzdem war der Unterricht in dieser Schule wegen des schlechten gesundheitlichen Zustands Valkovs so vernachlässigt worden, dass die Schüler weder lesen noch schreiben konnten. Nach dessen Tod, übernahm 1857 Ivancsov die Stelle des Oberlehrers, die er bis 1870 inne hatte; er verließ in jenem Jahr Rekasch aus gesundheitlichen Gründen. Unterdessen unterrichteten hier als schokazische Unterlehrer der Kaplan Elias (Illés) Trencsényi (1857), Ferdinand Decsov (1864), gefolgt vom (laut kirchlichen Aufzeichnungen) „schwächsten Lehrer“, dem Rekascher Lehrerpräparandist  Matthias Jankulov. Er ist 1870 als zeitweiliger Lehrer eingestellt worden und blieb bis zum 6. September 1878 hier tätig, als er seine Kündigung einreichte.  Ihm folgten im selben Jahr Lehrer Bobojcsov und Unterlehrer Stefan Csility.

In der deutschen Schule verstarb 1858 der Oberlehrer Groß. Seine Stelle wurde von Josef Geml, der Vater des späteren Temeschburger Bürgermeisters Josef Geml, besetzt. 1872 war hier Ernest Szakolczay als deutscher Lehrer tätig. Er soll der erste Lehrer gewesen sein, der spärliche Daten aus der Geschichte Rekasch’s sammelte und sie zugleich seinen Schülern bekannt machte. Szakolczay schrieb die erste Rekascher Ortsmonographie „Die Geschichte Rekas’ “. 1873 verließ der deutsche Unterlehrer den Ort, und seine Stelle wurde von Arnold Alexander Vogl übernommen. Wie man merken kann, findet man in Dr. Stitzls Aufzeichnungen im Namensverzeichnis der Rekascher Lehrer viele Lücken vor, die aber wahrscheinlich leider nie mehr geschlossen werden können. In jener Zeit sind die Schulbücher mit gotischen (altdeutschen) Buchstaben gedruckt worden. Das Lesebuch beinhaltete außer dem Lesestoff auch Gedichte und Sprachlehre. Der Schulbesuch war meist nicht zufriedenstellend, da die meisten Schulpflichtigen aus kinderreichen Familien zu Hause ihre kleinen Geschwistern beaufsichtigen mussten.

Dass die Rekascher katholische Elementarschule schon immer von der Gemeinde getragen und erhalten wurde, beweisen auch zwei von Dr. Stitzl noch vorgefundenen Verträge vom 5. Juni 1811 und vom 4. November 1853, wie auch aus der am 16. April 1838 datierten „Canonica visitatio“. 1868 sind die katholischen Schulen als Folge eines entsprechenden Gesetzes in konfessionelle Schulen umgewandelt worden, die weiter von der Gemeinde finanziert wurde. Laut Luzian Geier begannen die ungarischen Behörden ab 1869 gegen die konfessionellen Volksschulen aufzuwiegeln, um ihre Umwandlung in staatliche Gemeindeschulen zu erwirken. Am 25. April 1869 hatte man in Rekasch den ersten Schulausschuss ins Leben gerufen. Er bestand aus folgenden Personen: Josef Aschenbach, Georg Balekitsch, Josef Birnstill, Josef Blaj, Andreas Heptner, Jakob und Johann Kozsár, Franz Kreftenrath, Josef Jankulov, Matthias Pelic, Matthias Stricker und Johann Teyer. Zum Präses wurde Pfarrer Ruzsinszky gewählt und als Schriftführer die Lehrer Josef Geml und Johann Ivancsov. Bei dieser Gelegenheit hatte man auch die Besoldung der Unterlehrer von 126 auf 150 Florins erhöht, und statt 24 erhielten sie von da an 36 Metzen Weizen.

1885 war ein Jahr, das dem Rekascher Schulwesen viele Schwierigkeiten bereitete. Auf einer Verordnung von höheren amtlichen Stellen stellte die Gemeinde die finanzielle Unterstützung der konfessionellen Schulen ein. Alle Kosten mussten von nun an von der katholischen Kirche getragen werden. 1894 machte man wieder einen Versuch, die konfessionellen Schulen zu verstaatlichen. Aus diesem Grund spitzte sich der Kampf zwischen der Gemeinde dem Pfarramt bis 1908 immer mehr zu. Das Urteil sprach letztendlich das ungarische Kultusministerium, der die Gemeinde verpflichtete, die Schulen zu finanzieren. Den letzten Schlag erlitt das Banater deutsche Schulwesen 1907 durch den Erlass des Apponyischen Schulgesetzes, wonach „... jedes Kind ... nach Beendigung des vierten Jahrgangs seine Gedanken magyarisch in Wort und Schrift ausdrücken können (müsse)“. Erst in den letzten Jahren vor der Aufteilung des Banats machte der ungarische Staat mehrere Zugeständnisse in seiner nationalistischen Schulpolitik.


Inzwischen ist im Schuljahre 1900-01 in Rekasch auch eine ungarische Staatsschule gegründet worden, über die Dr. Stitzl aber keine  weiteren Auskünfte gibt. Das Gebäude, das später zu einem Schulkomplex ausgebaut wurde, stand gegenüber des Feuerwehrturms. In der ungarischen Schule waren im Schuljahr 1916-17 folgende Lehrer tätig: in der 1. und 2. Klasse Julia Tirpak, in der 3. und 4. Klasse Johann Andrejkovics und in der 5.- 6. Klasse Ernest Gaal. Für die Zeit nach der Jahrhundertwende verzeichnet Dr. Stitzl folgende deutsche Lehrer: Julius Schmidt, Johann Agnes und Eugen Csokány.  Der Unterricht der deutschen Schule fand damals im Gebäude der „alten Schule“ (hinter der Kirche) neben den schokazischen Schülern statt, deren Zahl inzwischen auf das Minimum gesunken ist.

Trotz der politischen Verwirrungen, die im Banat in den ersten Nachkriegsjahren stattfanden, ist es belegt, dass in der konfessionellen Rekascher Schule in deutscher Sprache unterrichtet wurde. Als Lehrer waren hier Ottilie Schelken und Viktor Bonomi seit 1898 tätig. Obwohl der östliche Teil des Banats völkerrechtlich erst am 4. Juni 1920 durch den Friedensvertrag von Trianon von Ungarn an Rumänien abgetreten wurde, hatten die rumänische Truppen (nach einer kurzen serbischen Besetzung) das „rumänische“ Banat in Besitz genommen und übten da die Hoheitsrechte aus (Ortfried Kotzian). In dieser Zeit wurde laut Barbara Peppel nur noch in der 1. und 2. Klasse in der deutschen Muttersprache unterrichtet. In der 3. und der 4. Klasse ist die rumänische Unterrichtssprache eingeführt worden. Das Schulbuch enthielt Texte in beiden Sprachen. Die am 1. Dezember 1918 durch die Karlsburger Beschlüsse versprochenen Rechte der nationalen Minderheiten sind in „Großrumänien“ schnell vergessen worden. Neben den Banater Schwaben, die für den neuen Nationalstaat im Vergleich zu den Siebenbürger Sachsen zu stark „madjarisiert“ waren, bekamen besonders die Ungarn zu fühlen, dass im Banat ein neuer Herr an der Macht ist. Die Einführung der deutschen Schulen im Banat stieß bei den Rumänen nicht auf eine besondere Sympathie, aber man vertrat die Meinung, dass durch die Verdeutschung der Minderheitenschulen die ungarische Sprache aus den Schulen verdrängt wird. Um dieses Ziel zu erreichen ist die ungarische Staatsschule 1920 aufgelöst worden, und ihr Platz wurde von einer rumänischen Schule eingenommen worden. Der erste Direktor dieser Schule war Simon Miloszav, und die ersten Lehrer waren die schon erwähnten ungarischen Lehrer Johann Andrejkovics und Ernest Gaal. Da die Rekascher deutsche Schule eine konfessionelle war, ist sie in geringerem Maße von der chauvinistischen Schulpolitik des rumänischen Staates getroffen worden. Zwar versuchte der Unterrichtsminister Constantin Anghelescu die konfessionellen Schulen durch das „Partikularschulgesetz“ vom 22. Dezember 1925 zu zerschlagen, aber es ist ihm nicht gelungen. Dafür hatte der rumänische Staat sich in den nächsten 15 Jahren viele Eingriffsmöglichkeiten geschaffen.

Zu den deutschen Lehrern der ersten Stunde im neuen Nationalstaat „Großrumänien“ gehörten laut Barbara Peppel die schon erwähnte Ottilie Schelken (gest. 1935), die hier bis 1930-31 unterrichtet hat und Viktor Bonomi (geb.1879 – gest.1936). Der letztere ließ sich 1934 als Direktorlehrer aus gesundheitlichen Gründen pensionieren. Seit 1917 unterrichtete in Rekasch auch Zoltán Schannen. Barbara Peppel schreibt in ihrem oben genannten Beitrag, dass in jener Zeit die schokazische Schule wegen geringer Schülerzahl aufgelöst wurde. Laut eines Erlebnisberichts soll der letzte schokazische Schüler, Frecko Borovich, 1933-34 in die deutsche Schule gewechselt haben. Der damalige schokazische Lehrer Stefan Vukovich (geb. 1986 – gest. 1959 in Rekasch) kam damals in die deutsche Schule, wo er bis 1944 unterrichtete. Die deutsche Schule bestand damals aus sechs Klassen, wobei je zwei Klassen simultan von einem Lehrer unterrichtet wurden. Als Ottilie Schelken 1931 in den Ruhestand ging, übernahm ihre Stelle Peter Focht, der hier bis 1944 unterrichtete. Anstelle des Direktorlehrers Viktor Bonomi kam 1934 der Lehrer Anton Michl (geb. 1909 – gest. 1946 in Linz), der an der deutschen Schule ebenfalls bis 1944 unterrichtet hat.

Es ist anzunehmen, dass auch in Rekasch wie in anderen Dörfern, die konfessionelle  deutsche Schule bis 1941 bestehen blieb. Aufgrund des „Dekret-Gesetz Nr. 977/1941 über die Einrichtung des deutschen Schulwesens in Rumänien“ war die Schulautonomie der gesamten deutschen Bevölkerung Rumäniens gesichert. Aufgrund eines Abkommens zwischen dem Schulamt der Deutschen Volkgruppe und den Bischöfen der römisch-katholischen und evangelischen Kirchen kamen alle konfessionelle deutschsprachige Schulen unter die Verwaltung der Volksgruppe. Besoldet wurden die Lehrkräfte auch weiterhin vom rumänischen Staat.

Nach dem Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 hatte man allen Rumäniendeutschen die Staatsbürgerrechte entzogen, die arbeitsfähigen Deutschen sind schon im Januar 1945 in die Sowjetunion zur „Wiederaufbauarbeit“ wie Sklaven deportiert worden. Infolge der Entrechtung der rumäniendeutschen Bevölkerung, hatte man im ganzen Land, abgesehen von einigen Ausnahmen (hauptsächlich in Siebenbürgen) alle Schulen mit deutscher Unterrichtssprache verboten. Im Schuljahr 1944-45 mussten alle Schüler, egal welcher Volkszugehörigkeit, die rumänischen Schulen besuchen. Im nächsten Jahr hatte man wieder den muttersprachlichen Unterricht einiger nationalen Minderheiten zugelassen, nicht aber auch den der Deutschen.

Am 1. April 1946 ist das staatliche Schulwesen neu geordnet worden, wodurch in einigen Ortschaften mit mehrheitlich deutscher Bevölkerung in den rumänischen Schulen auch wöchentlich  drei Deutschstunden erteilt wurden. Laut Erlebniszeugen war dies nicht auch in Rekasch der Fall gewesen. Hier besuchten in den Schuljahren 1944-48 alle deutschen Kinder die rumänische Volksschule, die aus der 1. bis zur 7. Klassen bestand.

Mit der Bekanntgabe der ersten kommunistischen Verfassung der Rumänischen Volksrepublik am 13. April 1948 betrachteten die Sowjetunion und ihre rumänischen Vasallen, dass die Machtergreifung endgültig gesichert sei. Darum hielt man es als zeitgemäß, die Schule als ein Instrumentarium der kommunistischen Erziehung zu betrachten. Für die Schulbildung war es die höchste Zeit, weil es unter der aus knapp 13,5 Millionen Personen bestehenden Bevölkerung über vier Millionen (genau 4.233.451) Analphabeten  gab; dazu zählte aber kein Deutscher oder Ungar. Man fand es zugleich fällig, die rechtlosen deutschen Volkszugehörigen zu rehabilitieren und sie zur Mitarbeit mit dem kommunistischen Staat zu bewegen. Dazu gehörte auch die Zulassung der bisher verbotenen deutschen Schulen. Diese bekamen aber den Auftrag, die Kinder der Rumäniendeutschen im Sinne der damals noch „volksdemokratischen“ (später der sozialistischen) Ideologie zu erziehen. Dafür mussten alle erzieherischen Anstalten des Landes unter die strengste Kontrolle des Staates gebracht werden. Zu diesem Zweck  wurden laut Ortfried Kotzian am 21. Juli 1948 durch das Dekret Nr. 159/1948 alle „fremden Schulen in der RVR“ aufgelöst und in den Besitz des Staates überführt. Durch das Dekret-Gesetz Nr. 175 vom 3. August 1948 sind alle konfessionelle und private Schulen verstaatlicht worden.


In dieser neuen Lage ist auch in Rekasch im September 1948 die „Deutsche Elementarschule“ (Scoala Elementara Germana) neu gegründet worden. Die Schule bestand nach dem russischen Schulsystem aus vier Grundschulklassen und aus den 5., 6. und 7. Klassen, in denen der Lehrstoff dem der bisherigen ersten vier Gymnasialklassen entsprach. Die Lehrkräfte hatten jetzt unter den schwierigsten Bedingungen der kommunistischen Diktatur den rumäniendeutschen Kindern die deutsche Muttersprache beizubringen und der Jugend die deutsche
Kultur und Gedankengut zu übermitteln.

Zum ersten Schulleiter dieser Schule wurde Franz Heuer ernannt, der dieses Amt bis 1952 ausübte. Die 1. und 3. Kassen bzw. die 2. und 4. Klassen wurden bis 1971 immer simultan unterrichtet. Zu den Lehrkräften der ersten Stunde gehörten neben dem genannten Schulleiter noch Gisela Leicht (verh. Neulist), Peter Focht, seit November 1949 Barbara Storch (verh. Peppel), danach ab 1951 Hans und Margarethe Grawisch, Edith Palfi (verh. Heuer), Anna Kozsár (für Russisch), Erika Cherrier, Ilse Schuldt (für Sport) u. a. Weitere Schulleiter der Deutschen Elementarschule waren, bis zu deren Auflösung im Jahre 1959, Hans Grawisch (1952-54) und Gisela Leicht (1954-59). Zu den Lehrkräften, die später in dieser Schule unterrichteten gehörten noch Irmgard Gabriel, Dieter Fuchs, Erna Schinka und andere.

Im ersten Schuljahr ist die neugegründete Schule in der gewesenen ungarischen Staatsschule (gegenüber des Feuerwehrturms) neben den Klassen der rumänischen Schule untergebracht worden. Kurz danach wurde ein Teil der deutschen Schule wegen Raummangel in das Gebäude der „ältesten Schule“ (hinter der katholischen Kirche) umgesiedelt. Im Sommer 1949 hatte der schokazische Bürgermeister Pelici der deutschen Schule ein eigenes Gebäude am Hauptplatz zugeteilt. Es war das 1854 von der katholischen Kirche errichtete Schulgebäude, das bis etwa Mitte der 20-er Jahre als Schule diente. Danach hatte man das Stockwerk abgetragen, und im Erdgeschoss sind Wohnräume eingerichtet worden. Nach der Gründung der Deutschen Volksgruppe aus Rumänien und bis 1944 war das Haus von deren Rekascher Dienststelle belegt. Danach vermietet die katholische Kirche das Haus dem Staatsnotar Constânceanu. In den Sommerferien 1949 hatte man unter eigener Regie und mit der Hilfe der Schüler der 7. Klasse zwei Klassenräume für die Grundschule eingerichtet. Die drei Gymnasialklassen und die Schulkanzlei wurden in dem auf der Landstraße stehenden enteigneten Haus der Familie Josef Stark-Prexl eingerichtet. Heute befindet sich das Haus noch immer im Staatsbesitz und dient als Sitz des Bürgermeisteramts. Nach etwa vier Jahren sind nach einem entsprechenden Ausbau des oben beschriebenen Hauses zu einer „deutschen Schule“, alle Klassenräume  unter ein Dach gebracht worden. Rekasch hatte nun wieder seine eigene „Deutsche Elementarschule“, in der soviel Platz zur Verfügung stand, dass man hier in einem Raum auch die vier schokazische Grundschulklassen mit Simultanunterricht aufnehmen konnte. Diese wurde aber bald wegen der niedrigen Schülerzahlen aufgelöst.

Die eigenständige deutsche Schule hatte leider nur ein kurzes Leben. Schon 1959 verloren alle Schulen der nationalen Minderheiten ihre Selbstständigkeit, und dadurch wurde auch die „Rekascher Deutsche Elementarschule“ zu einer Abteilung  der „Rekascher Allgemeinschule (Scoala Generala Recas). Diese Maßnahme sollte laut offizieller Begründung der Vertiefung der Brüderlichkeit der nationalen Minderheiten mit dem mehrheitlichen Staatsvolk dienen, in Wirklichkeit diente sie aber der von Gheorghe Gheorghiu-Dej angekündigten Einführung des Nationalkommunismus in Rumänien, der von Nicolae Ceausescu später auf den Höhepunkt getrieben wurde. Von da an konnte die Stelle eines Schuldirektors nur noch von einem Rumänen besetzt werden. Lehrer der Abteilungen mit anderer Unterrichtssprache als Rumänisch konnten nur noch die Stelle eines stellvertretenden Direktors besetzen. In Rekasch waren dies Josef Müller, Erna Schinka und Ernst Mirescu.

Aber auch die Zahl der deutschen Schüler fing in dieser Zeit an zu schrumpfen, besonders ab der 5. Klasse. Zwischen 1958 und 1961 gab es in den 5.-7. Klassen gar keinen Unterricht, da dieser wegen Mangels an Schülern, nicht zustande kommen konnten. In dieser Zeit hatten auch die Auswanderungen in die Bundesrepublik Deutschland zwecks Familienzusammenführung begonnen.

Im Schuljahr 1964-65 ist endlich das russische Schulsystem abgeschafft worden; statt den (Technischen) Mittelschulen und den 3- bzw. 4-jährigen „Theoretischen Schulen“ (die als „praktisch nutzlos“ abgestempelt wurden), hatte man wieder das Schulsystem aus der vorkommunistischen Zeit eingeführt: vier Grundschulklassen und acht Klassen des Lyzeums. Diese bestanden aus zwei Stufen: die Gymnasialstufe mit den 5.-8. Klassen und die Lyzealstufe mit den 9.-12. Klassen, die mit der Abiturprüfung abgeschlossen wurde. Durch das „Gesetz Nr.11/1968 über den Unterricht in Rumänien“ folgte eine neue Schulreform, durch die aber die deutsche Abteilung des Rekascher „Allgemeinbildenden Lyzeums“ (mit rumänischer Unterrichtssprache) nicht betroffen war. Wegen fehlender Schüler konnten die 9. und 10. Pflichtschuljahre nicht eingeführt werden. Es folgten noch zahlreiche Schulreformen, die aber für die deutsche Abteilung in Rekasch keine Bedeutung hatten. In der Rekascher deutschen Schule bzw. Abteilung kamen die Klassen der  Gymnasialstufe nur sehr sporadisch zustande, da die niedrige Schülerzahl es nicht anders erlaubte. Von einem lückenlosen Unterricht konnte deswegen in Rekasch nicht die Rede sein. Aus diesem Grund mussten die schwachen Jahrgänge entweder das rumänischsprachige Lyzeum im Heimatort oder das „Nikolaus Lenau“-Lyzeum mit deutscher Unterrichtsprache aus Temeschburg besuchen. Die letzten Absolventen der 8. Klasse verließen die Schulbänke der deutschen Abteilung  im Sommer 1977.

Aber auch in den Grundschulklassen sank die Zahl der Schüler unaufhaltsam, auch nachdem rumänische Eltern ihre Sprösslinge wegen der besseren Lernergebnissen in die deutsche Abteilung einschreiben ließen. Zwischen den Jahren 1971 und 1975 sank die Zahl der Schüler so stark, dass alle vier Grundschulklassen zusammengeschlossen von einer Lehrkraft simultan unterrichtet werden mussten. Die vorgeschriebene Mindestzahl von 31 Schülern konnte nicht mehr erreicht werden. Von 1975 bis 1980 reichte die Zahl der Schüler wieder, damit zwei Lehrkräfte in der Grundschule beschäftigt werden: Barbara Peppel und Elisabeth Killian. Die Letztere hatte aber einen Antrag auf Aussiedlung in die BRD gestellt, und so ist sie 1979 aus dem Schuldienst ersatzlos entlassen worden. Ihre Stelle wurde nach einiger Zeit von Erna Cizmas (geb. Zipp), kurz vor der Pensionierung der Lehrerin Barbara Peppel im Jahre 1980, besetzt. Da im Schuljahr 1979-80 die Zahl der Schüler wieder unter 31 gesunken ist, musste Erna Cizmas ab dem nächsten Schuljahr wieder alle vier Grundschulklassen simultan unterrichten. Aus der „Neuen Banater Zeitung“ vom 2. Februar 1984 ist zu entnehmen, dass zu jener Zeit Lehrerin Erna Zipp-Cismas nur noch 27 Schüler der 1. bis 4. Klassen simultan unterrichtete. Da es sich hier um ein Zeitdokument handelt, folgt die Aufzählung aller damaligen Schüler: - 1. Klasse = Edmar Heuer, Raul Bîtea, Roswitha Vigh und Helmine Herta Weber; - 2. Klasse = Franca Kräftenrath, Michael Kay Kräftenrath, Claudia Kugler, Rita Lulay, Bianka Schlimmer, Victor Scorodeti, Dieter Hentschl, Reinhold Grundhauser, Anton Gilde und Christine Gärtner; - 3. Klasse = Roswitha Beck, Ilse Birnstiel, Eugen Bîtea, Norbert Hack, Elisabeth Hentschl, Christine Wiume, Wilfried Kampf und Andrea Grundhauser; - 4. Klasse = Claudia Henschl, Cristian Lazarescu, Cristian Marin, Roland Rumesz und Karl-Heinz Tasch. Auch hier kann man bemerken, dass in den letzten Jahren die deutschen Schulen immer mehr von rumänischen Kindern besucht werden, in diesem Fall waren es 5 von 27. Im Schuljahr 1984-85 wurden die Grundschulklassen der deutschen Abteilung noch von 25 Schülern, davon vier Rumänen besucht.

Der Simultanunterricht der vier Klassen verursachte viele Schwierigkeiten, aber die Lernergebnisse übertrafen gewöhnlich, die der rumänischen, da die Eltern bereitwillig mit der Schule zusammengearbeitet haben. Auch der Stundenplan war wo möglich an die Konzentrationsfähigkeit der Schüler angepasst. Die vier Klassen  waren so kombiniert, dass sie nur zwei Stunden am Tag alle zusammen unterrichtet wurden und zwar von 10 bis 12 Uhr.  Die Hauptfächer wurden in der 1. und 3. Klassen immer von 8 bis 10 Uhr gelehrt und in den 2. und 4. Klassen von 12 bis 14 Uhr. So konnte man am Ende des Schuljahres immer feststellen, dass die Viertklässer der deutschen Abteilung überdurchschnittliche Lernergebnisse vorweisen konnten. Der Prozess der entgültigen Auswanderung der Deutschen aus den seit Jahrhunderten von ihnen bewohnten Ortschaften war am Ende der Ceausescu-Diktatur im vollen Gange, so dass 1990-91 der Exodus der Banater Schwaben ins Mutterland als abgeschlossen betrachtet werden konnte. So kam es dazu, dass 1989 die Zahl der Schüler nicht einmal für eine einzige Grundschulklasse mit Simultanunterricht mehr reichte. Dementsprechend ist die deutsche Abteilung der Rekascher Schule 1989 endgültig aufgelöst worden.

Im Jahre 1976 ist in Rekasch das neue Schulgebäude  mit drei Obergeschossen errichtet worden. Dies war eine Gelegenheit, alle Klassen der Rekascher Allgemeinschule bzw. das rumänische Lyzeum in ein einziges Haus (besser gesagt Hof) zu bringen. So bekamen auch die deutschen Grundschulklassen mit Simultanunterricht in den letzten Jahren ein neues Zuhause. Da das Gebäude auf dem Grund der alten ungarischen Schule errichtet wurde, blieben die ungarischen 1.-8. Klassen in einem nicht abgetragenen Teil der alten „ungarischen Staatsschule“. Die rumänischen Klassen, die sich im Ort zerstreut befanden, konnten nun auch ihren Platz im neuen Gebäude finden. Mit der neuen Schule konnte auch in Rekasch ein moderner Schulunterricht beginnen, wenn auch nicht mehr in deutscher Sprache.


München 1988-2005 Anton Zollner