Gaudeamus Igitur

 Rekascher Lyzeumtreffen 2013 bei Augsburg


  

Kein zehn-, kein zwanzig-, kein fünfzigjähriges Absolvententreffen war es diesmal, sondern ein übergreifendes, für all jene, die noch leben und für die es möglich war, zu dieser Begegnung der Absolventen des Rekascher Lyzeums zu kommen – und es waren zahlreiche.

Am Samstag, dem 29.06.2013, fand in der Sportgaststätte Stätzling bei Augsburg, bei dem Pächter George Bacalete, einem ehemaligen Lyzeaten des Rekascher Lyzeums, ein solches Treffen statt, zu dem alle erreichbaren Absolventen eingeladen worden waren und nach Möglichkeiten auch erschienen.  Besonders freuten wir uns alle, auch Gäste aus Rumänien zu begrüßen, die weder Kosten noch Mühe scheuten, um dabei sein zu können.



Die Initiative stammte vom Absolventenjahrgang 1978, der sich ohnehin regelmäßig in Temeswar mit Stefan Lehretter trifft sowie George Bacalete, der seine Localität dafür zur Verfügung stellte. Die Begegnung verlief – wie alle Treffen dieser Art – mit freudiger Begrüßung, Wiedererkennen, Gesprächen, Essen und Trinken, ja sogar für die musikalische Abrundung sorgte DJ Miki. Einen wahren Gänsehaut-Effekt bescherte uns allen nach den begrüßenden Worten des HOG-Vorsitzenden, Erwin Lehretter, das  gemeinsam gesungene „Gaudeamus igitur“, das jeder noch im Ohr hatte, auch wenn die mühsam erlernten Lateinvokabeln schon längst nicht mehr greifbar sind. Das wohl Interessanteste jedoch war die Begegnung der verschiedenen Abschlussjahrgänge, die sehr viel Zeit und detektivische Feinarbeit  beim Studium der Abschlusstafeln investieren mussten, um alte Bekannte oder gar sich selbst auf den Bildern zu erkennen, welche zum Großteil die Ausreise überlebten und noch aufbewahrt worden waren. Auch andere Fotos aus der Schulzeit – mit Uniformen, weißem Haarband und Schulabzeichen, aber auch von Schulausflügen und den „munci la practica“ wurden von Stefan Lehretter eingescannt, bearbeitet und in einer Ausstellung in der Gaststätte präsentiert. So kam es, dass immer wieder Grüppchen vor diesen Bildern standen und die ein oder andere Erinnerung, Erfahrung oder Anekdote auffrischten und austauschten: Nicht selten auch über manche  Lehrer, von denen leider keiner zugegen sein konnte.



Doch warum war dieses Rekascher Lyzeum was Besonderes? Zumal lag die damalige Gemeinde (heutige Stadt), nur 24 km von Temeswar entfernt, dann war die Größe einschließlich der sieben eingemeindeten Dörfer ausschlaggebend (viele der Schüler, die auch  aus Neupetsch, Dolatz, Giseladorf und sogar aus Temeswar kamen, wohnten im Internat) und letztendlich kam ihm die Blütezeit des rumänischen Schulsystems zugute. So wurde 1960, nachdem das stalinistische Bildungssystem  abgelegt worden war und Rumänien wieder an die vorkommunistische Schule anknüpfte, die Oberstufe – das vierstufige Lyzeum, das die Jahrgangsstufen 9 bis 12 umfasste – neu gegründet. Gerne verweise ich an dieser Stelle auf die Homepage der HOG (rekasch.de), wo ausführlich in einem Artikel von Anton Zöllner auf das Schulsystem eingegangen wird.  Die Tatsache, dass zwar viele Deutsche in Rekasch lebten, bewirkte es leider noch nicht, dass es auch ein deutschsprachiges Lyzeum geben konnte, es blieb selbstverständlich ein rumänisches. Doch immerhin gab es in besonders starken Geburtsjahrgängen, wie z. B. den 1955-, 60- und 63ern, zumindest eine Klasse, die bis zur 8. Jahrgangsstufe  in der Muttersprache beschult werden konnte. Die Alternative war für viele der anderen Schüler i.d.R. das Lenau-Lyzeum in Temeswar mit vorangehender Mittelstufe oder das Lyzeum in Lugosch. Zuletzt wurde sogar der deutschsprachige Grundschulunterricht simultan gehalten, doch dies war ohnehin schon in der wieder dunklen Zeit, vor 1990. Danach wurde das Lyzeum erneut erweitert und führt gegenwärtig als theoretisches Lyzeum zum Abitur, nachdem mit dem Abiturjahrgang 1979 im Abendkurs zunächst die letzte Abschlussklasse ihr „Gaudeamus“ singen konnte. Zwischendurch konnte man lediglich in einem landwirtschaftlich orientierten Lyzeum (Liceu Agricol) zehn Klassen abschließen.

Für uns hier wie auch für jene, die in Rumänien leben, bleibt es eine Erinnerung an eine schöne Schulzeit, verbunden mit einer sorgenfreien Kindheit und Jugend.
Und die Tatsache, dass ein Absolvententreffen einen Grund mehr gibt, sich wieder zu begegnen und zu feiern, ist ein guter Vorwand.

   (Waltraut Rumesz, Augsburg)        

 

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