40 Jahre Heimatortsgemeinschaft Rekasch
1985 - 2025
Das ist ein ordentlicher Zeitabschnitt, der gebührend gefeiert werden wollte!
Zu dem Zweck trafen sich die Rekascher, die noch verfügbar sind, aber auch deren Kinder und Enkel, welche mittlerweile auch gerne diese Veranstaltung frequentieren, am 27. September 2025 in Karlsruhe, im altbewährten Siedlerheim, wo seit vielen Jahren diese Veranstaltungen abgehalten werden. Unser Dank gilt Frau Varsami mit ihrem unermüdlichen Team.
Wie üblich war der Einlass bereits um 13:00 Uhr, was älteren und weitgereisten Gästen gelegen kam. Nach einer ersten Willkommensbegrüßung wurde eine Filmcollage zu den vergangenen 40 Jahren, erstellt von Stefan Lehretter, auf einer Leinwand präsentiert, während fortwährend Besucher eintrafen. Richtig festlich wurde es jedoch, als die „Erdbeer-Tanzgruppe“ auftraten, das sind acht Kinder und Jugendliche, die unter der Leitung von Lara Tröster einmarschierten, ein paar Tänze darboten und unheimlich zur Stimmung beitrugen. Mit drei Jahren erwärmte die jüngste Teilnehmerin die Herzen, Mathilda tanzte mit ihrer Mama Melanie in Billeder Tracht, auch Lilly(4) und Sarina (8) haben ihre Wurzeln in Billed und z. T. Klein-Betschkerek, Lara (8) und Elias (5) haben ihre Verbindungen zu bzw. die Trachten aus Deutsch-Bentschek und für die Rekascher Tracht und Tradition standen die Schwestern Pauline (7) und Marie (9). Kein Wunder, dass dabei begleitend geklatscht und nach einer Zugabe gerufen wurde.
Abb. 1: Die Erdbeertanzgruppe unter der Leitung von Lara Tröster
Kinder tanzen in banatschwäbischen Kirchweihtrachten
Im offiziellen Teil dann hielt der Vorsitzende, Erwin Lehretter, seine Begrüßungsrede zum 45. Treffen, einer Zahl, die durch die unterschiedlichen Pfingst- und Jahrgangstreffen zustande kam, ehrte die ehemaligen Vorsitzenden, Gäste des Kreisverbandes Karlsruhe, Werner Gilde mit Ehefrau und Enkel, und kündigte die musikalische Verstärkung des Rekascher Musikantentrios, Rose und Anton Hollich, Adam Tobias und erneut Lara Tröster an. Auch wurde in einer Schweigeminute der zahlreichen Verstorbenen gedacht.
Der Hauptteil der Rede jedoch bezog sich auf die Gründung und Entwicklung der HOG sowie der ersten Treffen. In einem Rückblick wurden der erste Ansprechpartner unserer Gemeinde für die Landsmannschaft, Franz Klein, gewürdigt. Innerhalb der achtziger Jahre siedelten auch die meisten Ausreisewilligen um, und nachdem 1982 bei einem Pfingsttreffen in Ulm keine Tische für die Rekascher vorgesehen worden waren, entstand die Idee zur Gründung einer HOG. Emil Frekot, eigentlich ein Wahl- und Herzensrekascher, kümmerte sich um die ersten organisatorischen Belange und er wurde auch zum Vorsitzenden beim allerersten Heimattreffen, am 16.Juni 1985, in Karlsruhe, gewählt. Den Vorstand versahen damals zahlreiche Mitglieder, die noch in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts geboren worden waren. Sie konnten zu Verwaltungs- und Vermögensangelegenheiten befragt werden und hatten noch sehr viel erlebte Geschichte vor dem Weltkrieg, dem Umbruch und der Deportation mitzuteilen. Es folgten als Vorsitzende Andreas Stark und Nikolaus Lutz, welche nunmehr seit 2009 von Erwin Lehretter abgelöst wurden. Als Zufallszahl ergab sich zum 40. Jubiläum auch die Zahl der bisherigen Vorstandsmitglieder, die sich augenblicklich auf genau 40 beläuft.
Nach und nach siedelten sich in Augsburg immer mehr Rekascher an, sodass beim fünften Treffen bereits dieser zweite Standort infrage kam, Lieder des Chores, Sketche von Edith Heuer und Maria Wehner wurden dargeboten, erste Trachtenaufzüge bis hin zum richtigen Aufzug bei der 30-Jahr-Feier 2005 und einem Aufgebot der Blasmusik fand statt, wobei alle, die ein Musikinstrument spielen konnten, mitmachten.
Abb. 2: Anstrengung und Freude in den Gesichtern der Tänzerinnen und des Tänzers
Würdigung der HOG-Tätigkeit
Auch gab es in der Zwischenzeit einige Publikationen: Erste kopierte Blätter brachte Nikolaus Lutz unter die Interessierten. Das Erinnerungsbuch herausgegeben von Edith und Franz Heuer, das Familien- und Sippenbuch bearbeitet von Franz Bertram, Edith Heuer und Elisabeth Stricker, erschien, ein Heimatblatt von Franz Bertram mit gesammelten Beiträgen und Informationen kam als Broschüre heraus und 1998 fand zum ersten Mal das Jahrgangstreffen in Augsburg statt. Josef Beck und Nikolaus Lutz organisierten damals das Jubiläumstreffen zum 60. Geburtstag des Jahrgangs 1936, seit dann gehörte es zum festen Bestandteil und wurde parallel oder abwechselnd zum Pfingsttreffen abgehalten. Zusätzlich fanden Schultreffen, Musikanten- und später regelmäßige Pinglbälle statt, auch „inoffizielle Jugendtreffen“ in Frankreich wussten wir zu pflegen. Inzwischen sind einige Aktivitäten wieder weniger geworden, auch ist die Zahl der Teilnehmenden maßgeblich geschrumpft, die Pfingst- und Jahrgangstreffen wurden zusammengelegt und sogar der Termin auf den jeweils letzten Samstag im September festgelegt, weil die inzwischen verjüngte Generation oftmals gerade in den Pfingstferien Urlaubspläne beherzigen.
Seit 2009 jedoch zeigt die HOG eine Internetpräsenz: Sämtliche Aktivitätsberichte, aber auch geschichtliche und soziale Beiträge zu Rekasch sowie ein stattliches Bildarchiv sind unter www.rekasch.de einzusehen, betreut wird die Homepage von Stefan Lehretter, der aber immer den Hinweis dazu gibt, dass die Fütterung mit Beiträgen sowie Bildmaterial für diese Einrichtung in unser aller Hand liege und er und wir alle dankbar um jede Mitarbeit ist bzw. sind. Vor 2009 veröffentlichte Anton Zöllner zahlreiche Artikel zur geschichtlichen Entwicklung und sozialen Gegebenheiten, diese Seiten sind z.T. noch über die Homepage verlinkt. Die digitale Errungenschaft ermöglichte auch die Transkription des Stitzlschen Buches, welche von Franz Tasch und Stefan Lehretter durchgeführt wurde. Das ist eine Darstellung der Geschichte der Großgemeinde Rekasch, ein Buch von Josef Stitzl, welches zur 200-Jahr-Feier erschien und zur 300-Jahr-Feier in lateinischer Schrift für alle lesbar zugänglich gemacht wurde. Immer wieder gibt es auch Broschüren aller Art, etwa als Gedenkbroschüre zur 100-Jahr-Feier der Kirche, zu welchem Anlass eine Busfahrt sowie aus Rekasch selbst eine großangelegte Veranstaltung stattfanden. Sowohl die rumäniendeutsche Presse (ADZ) schrieb darüber, als auch in der „Banater Post“ erschienen dazu Beiträge. Luzian Geier und Franz Metz veröffentlichten oftmals online oder auch in Publikationen zum Banat Artikel zu besonderen Ereignissen oder etwa der Legende um die „Schwarze Madonna“. Auch Lothar Blickling bewirkte in seinen Sammelbänden zur Übersetzung des „Struwwelpeter“ in möglichst viele banatschwäbische Dialekte einen Rekascher Beitrag dieses ersten deutschen Kinderbuches. Zuletzt wurde eine Broschüre als Festschrift zur 300-Jahr-Feier 2024 von Waltraut Rumesz erstellt. Bemerkenswert ist ferner der Bildband von Stefan Lehretter zur Kirchweih in Rekasch, als gelebte Tradition im 20. Jahrhundert. Alle Veröffentlichungen sind noch in geringer Stückzahl bei der HOG auf Anfrage verfügbar.
Wenn man von Veröffentlichungen spricht, muss man auch die Einnahmen unserer Vereinigung erwähnen, an welcher Stelle immer der Lqndsmannschaft der Banater Schwaben e.V. und den großzügigen Förderungen des Kultur- und Dokumentationszentrums Ulm gedankt werden muss. Die Landsmannschaft verteilt bei den Veranstaltungen sowie online immer Informationen zur Rente, Entschädigungsanteilen wegen Deportationen sowie anderen Zwangsarbeiten und vervielfältigt auch Neuanträge bzw. Änderungen von Formularen oder auch Datenblätter und Nachweise zur Krankenversicherung, wie jüngst mit der Russland-Entschädigung geschehen.
Mit diesem Hinweis beendete Erwin Lehretter den ersten Teil seines Vortrages, um im zweiten Teil das eigentliche Jahrgangstreffen einzuleiten.
Abb. 3: Der Vorsitzende Erwin Lehretter bei seiner Rede zum 40. Jubiläum der HOG Rekasch
Jahrgangstreffen und Jubilare
Dieses Ritual hat auch bereits Tradition, die runden und halbrunden Geburtstage werden gewürdigt, die entsprechenden Hochzeitsjubilare hervorgehoben und die drei ältesten Damen und Herren unter den Besuchern mit Pralinen und Wein geehrt. Das waren diesmal Elisabeth Weber, die als älteste Zuschauerin ihren Urenkelinnen beim Tanz zuschauen konnte, Elisabeth Beck, und Erika Lutz. Den Rekascher Wein dürfen sich Josef Verestek, Matthias Lehretter und Georg Schlimmer schmecken lassen. Doch auch zum Gruppenbild wurde aufgefordert, bei welchem sich nicht mehr jahrgangsweise aufgestellt wurde, sondern alle Jubilare sammelten sich zu einer Aufnahme.
Abb. 4: Jubilare unterschiedlicher Jahrgänge und Anlässe ( Fotos von Stefan Lehretter )
Diesem Teil folgte nun der unterhaltsame, die bereits erwähnten Musiker und die Sängerin gaben ihr Bestes, verbreiteten eine gute Stimmung mit den altbewährten Liedern und das Trio bestehend aus Erwin und Josef Birnstill sowie Günther Ramholz spielten zum Tanz auf und unterhielten die Gäste bis Mitternacht.
Dass man sich auf diese Weise auf ein nächstes Treffen freut, ist gewährleistet, in welchem Rahmen und zu welcher Besonderheit eine Zusammenkunft im kommenden Jahr stattfinden wird, das kann sowohl über die Homepage als auch über die Banater Post rechtzeitig eingesehen werden.
(Waltraut Rumesz)