Zum 111. Geburtstag von Peter Focht
Banater Musiker und Pädagoge
Geboren wurde Peter Focht am 27. September 1909 in Schanderhas (Alexanderhausen), im damaligen Bezirkskreis Perjamosch, im Banat. Nach der Schulzeit in der Deutschen Volksschule in seinem Geburtsort zwischen 1915 und 1919 und der Deutschen Mittelschule in Perjamosch in den Jahren 1919 bis 1923 erfolgte der Besuch des Pädagogischen Lyzeums in Temeswar im Zeitraum 1924 bis 1928. Zusätzlich dazu belegte er in der dortigen Musikschule nachmittags in den gleichen Jahren den Instrumentalunterricht in Klavier und Orgel. Diese Befähigung verschaffte ihm in den Folgejahren nach der Lehrerausbildung zunächst die Stellung des Kantors in Neubeschenowa, wonach sein zweijähriger Militärdienst in Karansebesch abgelegt werden musste.
In den darauffolgenden elf Jahren (September 1931 bis September 1942) war Peter Focht als Lehrer in Rekasch tätig, wo er sich auch häuslich niederließ und mit Maria Stricker und seinen beiden Töchtern, Susanne und Rosemarie eine Familie gründete. Während dieser glücklichen Zeit unterrichtete er die fünften, sechsten und siebten Klassen der Deutschen Schule, soweit die damalige Schulpflicht reichte, hauptberuflich in Deutsch. Doch trat die Musik immer mehr in den Vordergrund, sodass zunächst durch sein unermüdliches Streben ehrenamtlich ein Schülerchor gegründet wurde, später ein Männer- und ein gemischter Chor dazukamen und die Jugend für Theater- und Singspiele zu gewinnen war. Es entstand eine Laienschauspielgruppe, die sich an Ausfahrten und Konkursen im Banat beteiligte und somit nicht zuletzt das Vereinsleben des Dorfes ankurbelte. Auch ein Streicherorchester, wie auf der Abbildung zu erkennen ist, spielte anlässlich geschlossener Veranstaltung unter seiner Leitung. Mit der Übernahme des Kantorenpostens in der katholischen Kirche ab dem Jahr 1932 hatte Peter Focht vollständig die musikalische Mitgestaltung der Rekascher in seiner Obhut.
Rekascher Orchester in den dreißiger Jahren unter der Leitung von Peter Focht
(Quelle: Archiv der HOG Rekasch)
Doch bereits im Herbst 1943, mit dem Einbezug zur rumänischen Armee und der anschließenden Verhaftung und Gefangenschaft ohne Gerichtsurteil im August 1944, folgten schwere Schicksalsjahre: Wie viele seiner Landsleute wurde er zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, wo er einer Goldgrube in Berezovska im Ural zugewiesen wurde. Selbst dort gelang es ihm jedoch, sich musikalisch aktiv zu zeigen, indem er ein Orchester und einen Männerchor gründete. Paar Tage vor Weihnachten 1949 kehrte er zu seiner Familie zurück und war fortan neben Franz und Edith Heuer, Gisela Leicht und Barbara Peppel Lehrer an der inzwischen umstrukturierten Deutschen Schule in Rekasch. Dieser Frieden dauerte auch nicht lange: Aufgrund des in den Vorkriegsjahren propagierten deutschen Gedankenguts denunziert, wurde Peter Focht in den Jahren 1952 und 1953 erneut ohne Gerichtsurteil zur Zwangsarbeit an den Donau-Schwarzmeer-Kanal deportiert. Selbst dieser Strafe hielt er stand und nahm wieder seinen Beruf als Lehrer - zunächst an der Volksschule - und dann ab 1959 als Musiklehrer des neugegründeten Rekascher Lyzeums auf, wobei ihm sämtliche musikalischen Schulveranstaltungen anvertraut worden waren.
Seit September 1971 trat er seine Pensionierung an, doch geruht hat Peter Focht noch lange nicht. Hierbei kam ihm sein Harmonielehre-, Orchestrierungs- und Kompositionsstudium bei Professor Sabin Dragoi während der Jahre 1932 bis 1935 in Temeswar zugute. Seiner Komponistentätigkeit der Zeit von 1935 bis 1990 entstammen insgesamt 450 Musikstücke aller Art. Seine Kompositionen umfassten das Spektrum einfacher Lieder, Walzern, Polkas und Märschen, der Vertonung themenbezogener Schauspiele und den szenisch dargebotenen Singspielen, er orchestrierte und dirigierte die Blasmusikkapelle an Hochzeiten, Kirchweih- und Trachtenfesten, leitete ein Akkordeonorchester und als privaten Musiklehrer für Klavier und Akkordeon erlebte ihn das halbe Dorf. Daneben wurden viele Lieder und musikalische Arrangements, aber auch Artikel zu der Entwicklung der Blaskapellen in Rekasch in den rumäniendeutschen Publikationen (Neuer Weg, Neue Banater Zeitung und der Raketenpost) veröffentlicht. Die Inspirationen hierzu nahm er sich von Gedichten, die in diesen Zeitungen und Zeitschriften erschienen waren. Selbst ein „Lenau-Schule-Lied“ vertonte er.
Nach seiner eigenen Einschätzung trugen seine Werke allesamt den Charakter der deutschen Volksmusik und sind bei der Übersiedlung in die Bundesrepublik zu seinen Kindern im Juni 1990 zunächst im Heimatort geblieben. Inzwischen dürfte sich der Enkel, Eugen Nutescu, selbst Musiker, seines Nachlasses angenommen haben. 1991 verstarb unerwartet seine Gattin, am 21. Juli 1994 der „Focht-Lehrer“, wie er von den Rekaschern immer genannt wurde, fast 85-jährig und dennoch überraschend, da ihm kein langes Leiden vorangegangen war.
Durch sein Leben in Rekasch, sein Engagement und Wirken für die Bewohner dieses Ortes ist er uns allen als eine nicht wegzudenkende Persönlichkeit in Erinnerung geblieben. Darum denken wir auch in diesen Tagen anlässlich seines 111. Geburtstages voller Dankbarkeit und Anerkennung an den Menschen, den Pädagogen und Musiker Peter Focht.
(Waltraut Rumesz)
Ereignisse 1945 in Rekasch
Das Jahr 1945 war für die Deutschen in Rekasch ein besonderes Schicksalsjahr. Es war nicht nur die Deportation der jungen Deutschen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion und die Enteignung der deutschen Landwirte, sondern auch Angst und Schrecken sowie brutale Morde, die in diesem Jahr zum Entsetzen aller Dorfbewohner durch eine kleine Gruppe schokatzischer Mitbewohner verbreitet bzw. verübt wurden.
Grundsätzlich gab es mit den Schokatzen (eine südslawische Bevölkerungsgruppe, die dem katholischen Glauben angehört und heute hauptsächlich in Kroation lebt), die zusammen mit den Deutschen im Jahre 1740 den heutigen Ort Rekasch gründeten, stets ein friedliches Zusammenleben. Nach der Besetzung Rumäniens durch die sowjetischen Truppen im August 1944 hat sich aber eine kleine schokatzische Gruppe, die sich aufgrund der slawischen Sprachenverwandtschaft mit den Besatzern verständigen konnte, plötzlich als „Herrscher“ aufgeführt. Mit Überfällen und Raub versuchten sie zu Reichtum zu kommen, wobei sie auch vor Mord nicht zurück schreckten.
Ein Mittel zu Geld zu kommen, war auch das Versprechen, dass sich Deutsche gegen hohe Geldsummen von der Deportation freikaufen könnten. Es ist bekannt, dass ihnen mehrere Leute dafür Geld gezahlt haben. Tatsächlich sind dann auch einige junge Leute von dem Transport zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschont geblieben; ob aufgrund dieser Geldzahlungen oder aufgrund anderer Beziehungen ist nicht bekannt.
Das Rekascher Sparkassengebäude in den 40. Jahren. Foto: Archiv der HOG Rekasch
Am 11.Januar 1945, also 3 Tage vor der Festnahme der jungen deutschen Frauen und Männer zur Deportation, fand der erste Mord an einem 45 Jahre alten deutschen Seilermeister, der auch Feuerwehrkommandant war, statt. Am späten Abend hörte er verdächtige Geräusche auf seinem Anwesen und vermutete gleich einen Übergriff durch die schokatzische Gruppe. Um der Gefahr zu entgehen, versuchte er zu flüchten, wobei ihn einer der Gruppe verfolgte und mit einem Schuss tötete.
Nach diesem schrecklichen Vorfall und der anschließenden Deportation haben sich ältere daheim gebliebene deutsche Männer entschlossen, zur Sicherheit ihrer Mitbürger in den einzelnen Straßen nachts von 20 bis 6 Uhr Wachen zu halten. In der Nacht des 2. Februar waren in der Straße mit dem artesischen Brunnen 4 Männer im Alter von 41 bis 47 Jahren als Wachen unterwegs, wobei sie jeweils in zweier Gruppen auf den gegenüber liegenden Seiten in entgegengesetzter Richtung patroullierten. Als sie sich wieder einmal an der Ecke zur Hauptstraße trafen, bemerkten sie eine Gruppe Männer in sowjetischer Uniform, die auf sie zukamen und ihnen in rumänischer Sprache befahlen, sich ihnen anzuschließen. Ein Widerstand schien angesichts der gezeigten Waffen aussichtslos. Der Weg führte zum Haus eines wohlhabenden 47 Jahre alten deutschen Landwirts. Nachdem dieser die Haustür geöffnet hatte, mussten sich die 4 Wachleute in dessen Wohnzimmer in einer Reihe aufstellen und dabei erkannten sie die schokatzischen Männer. Der Anführer der Gruppe verlangte von dem Landwirt 1.000.000 Lei. Der Landwirt beteuerte, nicht so viel Geld zu haben; er versprach aber, ihnen alles zu geben, was er zuhause hatte. Als seine Ehefrau das vorhandene Geld brachte, war das dem Anführer zu wenig und er schlug dem Landwirt mit dem Revolver in das Gesicht, so dass das Blut spritzte. Danach schoss er ihm in den Kopf und der Landwirt brach schwerst verletzt zusammen. Außer dem Landwirtsehepaar war auch noch die 22 Monate alte Enkelin, deren Mutter deportiert war, in dem Zimmer. Da das Kind ängstlich schrie, feuerte der Anführer 6 Schüsse gegen dessen Bett, wobei das Kind auch verletzt wurde. Damit war die Schießwut des Anführers aber noch nicht beendet. Nun nahm er sich die Frau des Landwirts zum Ziel, schoss auf sie und traf sie an der Lunge, so dass sie neben ihrem Mann auf dem Boden zum Liegen kam. Danach befahl die schokatzische Gruppe den Wachmännern, mit ihnen das Haus zu verlassen. Die drei Verletzten blieben bis zum frühen Morgen des nächsten Tages hilflos zurück. Erst dann traute sich einer der Wachmänner Verwandte der verletzten Familie über die Geschehnisse zu benachrichtigen. Mit den verständigten Polizisten gingen diese in das Haus und fanden die Verletzten hilflos vor Angst, Schmerzen und vor Kälte zitternd. Der herbeigerufene Arzt versorgte die Verletzten und veranlasste, dass der schwerverletzte Mann sofort mit dem Pferdeschlitten in das Krankenhaus nach Temeswar gebracht wurde. Dort ist er 2 Tage später an seinen schweren Verletzungen gestorben. Die Frau des Landwirts und das 22 Monate alte Enkelkind konnten wieder gesund gepflegt werden.
Damit war das Morden dieser schokatzischen Gruppe in dieser Nacht noch nicht zu Ende. Direkt nach dem Verlassen des Hauses des Landwirts mussten die Wachleute die schokatzische Gruppe zum Haus eines langjährigen deutschen Bürgermeister begleiten, der damals 60 Jahre alt war. Auf dem Weg dorthin kam ihnen ein junger rumänischer Mann (ein Flüchtling aus Bessarabien) entgegen, der auch gezwungen wurde, mitzugehen. Im Haus des ehemaligen Bürgermeisters forderten die immer noch in sowjetischer Uniform gekleideten Schokatzen wieder Geld. Der Anführer hielt dem Mann die Pistole an den Kopf und forderte sein Barvermögen. Nachdem dieser ihm 20.000 Lei auf den Tisch legte, schoss ihm der Anführer mitten ins Herz, so dass er sofort tot war. Dann schlug er der Frau die Pistole auf den Kopf, die dann auch gleich bewusstlos zusammen brach. Im Raum war eine Marmorplatte, die er auf die scheinbar tote Frau warf. Als er danach seine Pistole überprüfte, reagierte der Rumäne und schlug auf die Petroleumlampe, die sogleich erlosch. Diese Gelegenheit nutzten die vier deutschen Wachmänner, um nach draußen zu flüchten. Der Anführer schoss aber in der Dunkelheit noch um sich und traf den Rumänen tödlich. Dessen Frau blieb als Witwe mit 5 kleinen Kindern zurück. Die Frau des ehemaligen Bürgermeisters erlangte nach einigen Stunden wieder das Bewusstsein und schleppte sich in einem unbeschreiblichen Zustand zum Nachbarhaus und holte Hilfe.
Das verhängnisvolle Treiben nahm auch in den folgenden Monaten kein Ende. So geschah am 28. August ein weiterer Mord an einem deutschen 42-jährigen Landwirt, der bei Feldarbeiten war, und dessen Pferde im Laufe des Tages ohne ihren Herren zuhause ankamen. Als ihn seine Angehörigen suchten, fanden sie ihn ermordet auf dem Feld. Die Tat wurde wiederum dem Anführer der schokatzischen Gruppe zugeschrieben.
Dieser Anführer versuchte auch einmal, die grüne Grenze zu Ungarn zu überqueren. Dabei wurde er von Grenzsoldaten bemerkt, denen auch ein aus Rekasch stammender Ungar angehörte. Dieser erkannte ihn und sprach ihn mit seinem Namen an, woraufhin der Anführer sofort die Pistole zog und den Soldaten erschoss. Danach gelang ihm die Flucht.
Die schokatzische Gruppe trieb ihr Unwesen aber auch in verschiedenen Nachbarortschaften. So ist bekannt, dass sie auch in Deutschbentschek zahlreiche deutsche Dorfbewohner misshandelten und ausraubten. Eines Tages haben sie den dortigen ehemaligen deutschen Ortsgruppenleiter verhaftet und nach Rekasch mitgenommen. Von den betrunkenen Mitgliedern der Gruppe mit der Pistole bedroht und ständig geschlagen, sah er seinem Ende entgegen. Nachdem ihm die auf den Rücken gebundenen Hände gelöst wurden, gelang ihm dann in einem unbewachten Augenblick die Flucht. Aus Angst traute er sich wochenlang nicht nachhause und versteckte sich in den umliegenden Wäldern und Weingärten.
Nach etwa dreieinhalb Jahren wurde der Anführer und sein zur Gruppe gehörender Vater verhaftet und vor das Strafgericht in Temeswar gestellt. Eingeschüchtert und in großer Angst waren weder die bei den Morden anwesenden noch andere Deutsche bereit, als Zeugen vor Gericht auszusagen. Die Frau des ermordeten Rumänen und Rumänen aus benachbarten Ortschaften, die auch beraubt wurden, hatten aber den Mut, als Zeuge der Anklage aufzutreten. Der Anführer wurde zu dreimal lebenslänglicher Haft verurteilt. Nach 20 Jahren wurde er wieder frei gelassen und hat sich dann in Lugosch niedergelassen. Nach kurzer Zeit wurde er dort eines Abends auf der Straße erschlagen aufgefunden. Sein Vater beging Selbstmord.
Franz Bertram
Heimatortstreffen der Rekascher in Karlsruhe
Karlsruhe hat sich als Ort, an dem die Heimatortstreffen im zweijährigen Rhythmus stattfinden, durchgesetzt: So fand auch am 9. Juni 2019 das mittlerweile 17. Treffen der Rekascher Landsmannschaft in der Gaststätte „Siedlerheim“ (Hohlohstraße 100) statt. Gekommen waren diesmal neben den üblichen Gästen, die immer und überall dabei sind, auch ein paar Überraschungsgäste, die gerne wiederkommen dürfen.
Nach der eingangs herzlichen Begrüßung der Gäste untereinander und der Wiedersehensfreude, nach dem Schmökern in den ausgelegten Büchern, Broschüren, Filmen und Zeitungen, begann der offizielle Teil der Veranstaltung durch den Vorsitzenden, Erwin Lehretter, der im Allgemeinen über die Resolutionen zum Rentenrecht, die Datenschutzverordnung, die veränderten Mitgliedschafts-verhältnisse sprach, ferner über die diversen Veranstaltungen und Tagungen der regionalen und überregionalen Heimatortsgemeinschaften den Bogen zum Zustand der Kirchen und Friedhöfe schlug, um auf den ortseigenen Friedhof zu kommen. An dieser Stelle wird zu einer Aufzeichnung des Kirchengeläutes der Rekascher Kirche immer der Toten gedacht, die vor allem in der Bundesrepublik in diesem und dem letzten Jahr sehr unerwartet, sehr jung und sehr zahlreich waren.
Der Friedhof ist es, dem auch die vielen Beiträge zu Gute kommen sollen, deren Spendern an dieser Stelle gedankt sei: In alphabetischer Reihenfolge sagen wir Danke an Elisabeth Bertram, Erika Betschner, Erich und Mariechen Fleischhacker, Hilde Hengelmann, Martin Lutz, Elisabeth Loch, Renate Marin, Siegfried Maurer, Katharina Nägel, Herbert Rumesz, Käthe Tasch, Ewald Treuer, Agi Schmidt, Erich Weissgerber und Gerda Würz. Das Geld wird für die Instandhaltung und Pflege der Hauptwege und der gesamten Friedhofsanlage genutzt, nicht für die private Gräberpflege.
Ähnlich war auch das Hauptanliegen, das der Ehrengast Werner Gilde, der Vorsitzende des Kreisverbandes Karlsruhe hervorbrachte; es gilt für uns – nur noch wenigen Verbliebenen – das Erbe, die kulturelle Besonderheit und die gelebten Traditionen zu bewahren, bevor sie gänzlich verschmolzen sind und dadurch verloren gehen. Im gleichen Wortlaut forderten die beiden Vorstände - Gilde wie Lehretter - auf, Bilder, Erfahrungsberichte, Bücher, altes Filmmaterial, Stammbäume, Trachten, Trachtenpuppen und Traditionen aus dem Nachlass nicht zu verwerfen, sondern sie aufzubewahren, sie zu präsentieren, darüber zu schreiben. Dies sei auch wichtig, um als Deutsche nicht aus der dreihundertjährigen Geschichte des Banates gestrichen zu werden, was in Rumänien zwar länger von Bestand war, als im ungarischen und serbischen Banat, aber aktuell ziemlich schnell vorangetrieben wird.
Nachdem der zweite Ehrengast, der Rekascher Bürgermeister, Pavel Teodor, nicht anwesend sein konnte, ging es zum unterhaltsamen Teil der Veranstaltung über. Auch diesmal spielten die Rekascher Musikanten unter der Leitung von Erwin Birnstill in etwas verkleinerter Anzahl und auch diesmal waren es die gleichen Tänzerinnen und Tänzer, die man kennt, die – wenn auch über achtzig – im Herzen jung geblieben sind. Das Ende der Veranstaltung wurde durch die Abfahrt des Augsburger Busses eingeläutet, doch freut man sich bereits auf die nächste und die übernächste Feier, den Pinglball im beginnenden Frühling und das Jahrgangstreffen im Herbst 2020.
Waltraut Rumesz
(im Namen des Vorstandes)
Jahrgangstreffen der Rekascher in Karlsruhe
Alle Jahre wieder…
… treffen sich die Jubilare der „runden“ und „halbrunden“ Geburtstage mal in Augsburg, mal in Karlsruhe. Dieses Jahr fand die Begegnung am 13. Oktober im Karlsruher Siedlerheim, in der Hohlohstraße 100 statt. Ab 14:00 Uhr bereits war Saaleinlass und fanden erste Begrüßungen und Austausche statt.
In der einleitenden Rede des HOG-Vorsitzenden, Erwin Lehretter, wurden die anwesenden Jubilare gewürdigt, dem Alter entsprechend zuerst der 90-Jährige, Nikolaus Tasch, nachfolgend die recht schwach vertretenen 80-, 70- und 60-Jährigen bis zu den jüngsten, dem Geburtsjahrgang 1968. Auf dem Gruppenbild sind auch die jeweils „halbrunden“ Geburtsjahrgänge (z.B. 1933 und im Zehnerschritt aufsteigend) zu sehen.
Ferner wurden besondere Hochzeitsjubiläen genannt, allen voran Inge und Erwin Zipp, die dieses Jahr „Goldene Hochzeit“ feierten, und mit einem Tusch und Ehrentanz wurde dem Geburtstagskind des Tages, Käthe Weber, gratuliert. Es hat bereits Tradition, den ältesten Teilnehmern der Veranstaltung für ihr treues Erscheinen zu danken: Diesbezüglich wurden Elisabeth Tasch, Elisabeth Weber und Anna Stricker symbolisch Pralinen geschenkt, den Herren (Nikolaus Tasch, Michael Ramholz und Jakob Niessner) überreichte Elisabeth Berwanger jeweils eine Flasche Wein seitens der HOG.
Mit dem obligatorischen Hinweis auf das neue Datenschutzgesetz (DSGVO), welches am 25. Mai diesen Jahres in Kraft getreten ist, unterstrich der Vorstand die Veröffentlichungsveränderungen im Anzeigenteil unserer Heimatzeitung und wies gleichzeitig auf Bild- und Namensveröffentlichungen hin.
Desgleichen wurde in der Ansprache die Rekasch-Reise vom September 2018 angesprochen, über welche ein zweiteiliger Reisebericht in den Oktoberausgaben der „Banater Post“ erschienen war. Erwin Lehretter bedankte sich bei allen Organisatoren, Spendern und v.a. den Teilnehmern, die zu dem brillanten Gelingen dieser Reise beigetragen hatten. So hob er auch die ehemaligen Vorsitzenden der HOG-Rekasch hervor, die nicht nur alle mitgereist waren, sondern auch bei keiner Veranstaltung fehlen: Nunmehr sind dies die Ehrenvorsitzenden Emil Frekot, Andreas Stark und Nikolaus Lutz.
In wunderbarem Wortlaut bedankte sich Andreas Stark für die gelungene Reise, vor deren langen Busfahrt es einigen Mitreisenden grauste; eine Befürchtung, die sich aber durch das tolle Miteinander, die Fürsorge und gegenseitige Rücksichtnahme schnell legte. Für manche war es wohl der endgültige Abschied von Kirche, Friedhof, dem gesamten Rekasch (und auch Temeswar).
Unter diesem Vorzeichen stand auch der sich anschließende Bildvortrag von Waltraut Rumesz, welcher chronologisch die Stationen der Reise veranschaulichte und nochmal zusammenfasste. Zum Mitnehmen gab es für jeden Teilnehmer jeweils zwei CD-Rom mit sämtlichen Bildern der Fahrt, die Klaus Kerkel, Stefan Lehretter, Franz Rumesz und Franz Tasch zur Verfügung stellten und die Stefan Lehretter bearbeitet und als Medium erstellt hatte. Ebenso wurden diese sowie auch unsere viersprachige Broschüre zum 100-jährigen Kirchenjubiläum auf Spendenbasis an Interessierte abgegeben.
Mit dem Hinweis auf die nachfolgenden Ereignisse schloss der offizielle Teil des Jahrgangstreffens: Am 9.März 2019 findet der traditionelle „Pinglball“ im NCR-Clubhaus statt und am 15. Mai das zweijährig wiederkehrende Pfingsttreffen, beide Veranstaltungen in Karlsruhe, doch wird zeitnah über die „Banater Post“ und die Homepage der HOG nochmal eingeladen.
Essen, Trinken, Erzählen und Tanzen rundeten den Abend ab. Zu den bewährten Klängen der Rekascher Musikanten tanzte selbst das älteste Paar: Elisabeth und Nikolaus Tasch noch schwungvoll und begeistert.
Waltraut Rumesz
(im Namen des Vorstandes)
100 Jahre Rekascher Kirche
- Besonderheit einer großen Glaubensgemeinschaft -
(Teil 2: Kirche)
„Zahvalnost“, „Dankbarkeit“, „Hála“, „Recunostinta“ bedeutet dasselbe. Und dennoch steht es für vier ethnische Gruppen, die alle in derselben Kirche an den Gottesdiensten teilnehmen, Taufe, Kommunion und Hochzeit feiern und den letzten Segen gespendet bekommen. Warum aber ist diese Kirche so anders, als alle anderen banater Dorfkirchen?
Bereits im 14. Jahrhundert wird der Ortsname „Rykas“ das erste Mal dokumentarisch attestiert. Damals siedelten Bulgaren (Stitzl, Josef: Aus der Vergangenheit und Gegenwart der Großgemeinde Rekasch, Temeswar, 1924) in der Nähe des Flusses (rijeka), im 17. Jahrhundert dann folgten schokatzische Siedler. Nach der Befreiung des Banates von den Türken (1716) und der Besiedlung durch das habsburgische Kaiserreich festigten zunächst Franziskanermönche mit slawischen Namen den katholischen Glauben im Ort (1721), die ersten deutschen Siedler zogen 1724 hinzu und verlegten ihre Häuser schließlich ab 1740 auf die nördlich gelegenen Hügeln der inzwischen kanalisierten, doch schwer kontrollierbaren Bega. Das ist das Jahr, aus welchem erste Matrikelbücher erhalten sind, eine erste Holzkirche sowie die ersten Siedlerhäuser errichtet wurden. 1769 übernahm Pfarrer Georg Palzer den Bau der alten Steinkirche und 1777 die Einweihung des ersten Teils des heutigen katholischen Friedhofs. Der Ort nahm zu, die Infrastruktur gedieh (Schule, Vereinsleben, Gesundheitswesen, Post- und Telegraphenamt, Bahnhof, Feuerwehr, Bankwesen, …) und die Weinkultur gewann an Tradition. 1871 wurde Rekasch eine Großgemeinde mit der Eingemeindung der umliegenden Dörfer. 1899 entstand unter der ungarischen Regentschaft der K&K-Monarchie ein neues Viertel mit ungarischen Zuwanderern, 1918 kam es zur Annexion an den Rumänischen Staat und in den Folgejahren zur Ansiedlung rumänischer Kolonisten. Trotz der Auswanderungswelle nach Amerika und den Verlusten im Ersten Weltkrieg lebten Anfang des 20. Jahrhunderts etwa 1800 Deutsche in Rekasch. Mit den hinzugezogenen Ungarn und den Schokatzen zusammen ergab dies eine große Zahl an katholischen Gläubigen, weswegen unter Dechantpfarrer Johann Koleszar die Errichtung eines neuen Gotteshauses angeleitet wurde.
Blick auf den festlich geschmückten Innenraum vor dem Jubiläumsgottesdienst
Im März 1914 begannen die Bauarbeiten zur imposanten Kirche im neugothischen Baustil, die sich durch die Kriegswirren sowie Finanz- und Baumaterialienmangel verzögerten. Namhafte Architekten, Baumeister und Ingenieure planten und betreuten den Bauprojekt. Am Gründonnerstag des ereignisreichen Jahres 1918 schließlich kam es zur feierlichen Weihung, wobei die Festmesse viersprachig gehalten worden war.
Obwohl das Kameralamt nur einen Teil der Kosten trug und die Gemeinde für den Rest aufkommen musste, kam es zu einer prächtigen Ausstattung: Altäre und Kommunionsbank, sowie die Kirchenorgel wurden gespendet, die ästhetisch bemalten Kirchenfenster tragen sogar noch die Namen ihrer Mäzene, bzw. stellen Johannes den Täufer als Schutzpatron der Kirche dar, Kreuzweg-Bildnisse sowie zahlreiche Heiligenfiguren schmücken den Innenraum. Über die Ortsgrenze hinaus bekannt ist der Altar der „Schwarzen Maria“, um den sich zahlreiche Legenden um überdauerte Brände und Wunder ranken. Tatsache ist, dass bereits seit 1746 Wallfahrten zu dieser Statue bekannt sind, 1927 ließen Zigeunermusiker aus der Temeswarer Fabrikstadt einen schönen Seitenaltar für sie erbauen. An der Treppe des Hauptportals erinnert ein Gedenkstein symbolisch an die alte, nach Osten ausgerichtete Kirche. Die Außenanlage wird gesäumt von der Dreifaltigkeitssäule, die ungarische Siedler 1904 stifteten und dem Heldendenkmal, welches 1921 zu Ehren aller im Krieg gefallener Rekascher errichtet worden war. Auch der Friedhof wurde in dieser Zeit erweitert und bekam 1912 zwei ansehnliche Jugendstilkapellen. Etwas detailliertere Hinweise mit zahlreichen Abbildungen finden sich in der broschierten Festschrift zur Hundertjahrfeier, welche die HOG Rekasch erstellt hat.
Broschüre zur Hundertjahrfeier
Das Besondere an dieser Broschüre jedoch ist, dass sie in allen vier Sprachen der Kirchengemeinde gestaltet ist, was einer ziemlich aufwändigen Übersetzungsarbeit bedurfte. Aus Anlass dieses Festes unternahmen etwa 40 ehemalige Rekascher Anfang September eine Busreise, über welche im Teil 1 des Beitrages (BP, vom 5.10.18) ein Reisebericht erfolgte.
Pfarrer Budnaru und Generalvikar des Temeswarer Bistums, Johann Dirschl
Neben dem wundervollen Empfang durch die dortige Gemeinde und der viersprachigen Festmesse, zelebriert von Pfarrer Anton Budnaru sowie dem Generalvikar des Temeswarer Bistums, Johann Dirschl, neben zahlreichen Hommagen seitens des Bürgermeisters und der HOG wurde auch eine Votivtafel geweiht, die auf die Vielsprachigkeit und zugleich die Multikulturalität des Ortes hinweist. Und für dieses Erbe der Rekascher, das uns viel Toleranz und Offenheit bescherte, sagen wir heute „Zahvaliti“, „Köszönem“, „Multumesc“ und „Danke“!
Waltraut Rumesz(im Namen des Vorstandes)