Bilder vom Rekascher Treffn in Karlsruhe am 28 September 2024
Verjüngung im Vorstand
Heimatortstreffen der Rekascher in Karlsruhe
Wie mittlerweile schon üblich - und nur durch die Corona-Pandemie etwas durcheinandergeraten – fand das 18. Rekascher HOG-Treffen im zweijährigen Rhythmus auch diesmal an Pfingsten in Karlsruhe statt.
Alternativ dazu feiern wir im Herbst des versetzten Jahres jeweils das Jahrgangstreffen, sodass wir uns dennoch jährlich begegnen. Es kamen zahlenmäßig etwa 100 Gäste, unter welchen einige Überraschungsgäste und junge Besucher zu erwähnen wären. Doch es werden beständig weniger Teilnehmer, denn wie der Vorstand in seiner Rede erwähnte, so sind seit 2019 in der alten wie neuen Heimat 53 Rekascher verstorben. Dieser wurde in einer Schweigeminute gedacht, während die Glocken der heimatlichen Kirche erklangen.
Begonnen hat das Treffen zunächst jedoch freudiger: Nach dem Saaleinlass in der Gaststätte „Siedlerhof“ und ersten Begrüßungen ging es zügig mit einem Tanzprogramm der Gruppe „Banater Schwabenkinder“ aus Rastatt weiter. Unter der Anleitung von Dagmar Österreicher führten die zwei jungen Paare einige beherzte Walzer, Polkas und auch lustige Sketche auf. Dieses war eine Einlage im Sinne des Kulturwerkes der Banater Schwaben, für welche seitens der Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales auch Fördergelder - inzwischen auch auf das Land Baden-Württemberg ausgeweitet - vergeben werden. Das Programm erfreute sich großer Begeisterung und heftigem Mitklatschen seitens des Publikums.
Abb. 1: Die „Banater Schwabenkinder“ unter Anleitung von Dagmar Österreicher
(Foto: Stefan Lehretter)
Die ganz große Überraschungseinlage erfolgte aber durch Kinder und Jugendliche der dritten Aussiedler-Generation, die von Müttern und Omas genähte Trachten bei Marschmusik vorführten und sogar einen geschmückten „Kerweihstrauß“ mit sich trugen. Es war eine recht spontane Aktivität und zeigte dennoch, dass Interesse an dem mitgebrachten Kulturgut besteht.
Abb. 2: Kinder und Jugendliche in allerlei Banater Trachten mit „Kerweihstrauß“
(Foto: Stefan Lehretter)
Diese von tosendem Beifall begleitete Einlage war aber ein Zwischenstück zwischen der offiziellen Begrüßung durch den Vorstand und den anstehenden Wahlen. Erwin Lehretter gab Informationen zur Tätigkeit der Landsmannschaft und den aktuellen Ereignissen in der Kulturhauptstadt Temeswar, er erwähnte die Einladung des Rekascher Bürgermeisters zu unserer Feier, die Teodor Pavel jedoch nicht beherzigte, berichtete zur Kirchweihfeier des vergangenen Jahres und der diesjährigen in Rekasch, die über das Deutsche Forum und vielen mitwirkenden Vereinen sowie der regen Anleitung von Tiberius Palikucsan am 1. Juli stattfinden wird, sprach die Russlandsdeportation und damit verbundene Sonderförderungen an, berichtete über die Friedhofspflege und damit einhergehende Erneuerungsaktivitäten durch Trude Fischer und die Schenkung der zweiten Friedhofskapelle für EU-angepasste Beerdigungsrituale im Friedhof. Auch hob er lobend unser jüngst erschienenes Buch „Kirchweih in Rekasch“ zu Brauchtum und Tradition von Stefan Lehretter hervor, welches ebenfalls durch die Kulturförderung finanziert werden konnte.
Ferner gab der Vorstand einen Rechenschaftsbericht zu den Aktivitäten der HOG, ehrte die ehemaligen Vorstände (Emil Frekot, Andreas Stark, Nikolaus Lutz), die allesamt anwesend waren und verkündete weitere wichtige Daten und Termine. Mit einer herzlichen Ansprache des Vorsitzenden des Kreisverbandes Karlsruhe, Herrn Werner Gilde, der in Begleitung seiner Gattin bei den Rekaschern immer willkommen ist, ging es weiter.
Abb. 3: Der neu gewählte „verjüngte“ Vorstand: v.l.n.r. Artur Wehner, Silke Treuer, Stefan Lehretter, Arthur Stricker, Bettina Geller, Erwin Lehretter, Elisabeth Berwanger, Franz Tasch, Waltraut Rumesz und Reinhold Tasch. In Abwesenheit wurde Alfred Stricker im Amt bestätigt. (Foto: Franz Rumesz)
Wichtiger Bestandteil der diesjährigen Begegnung war jedoch die Entlastung des bestehenden Vorstands sowie die Neuwahlen eines fortwährenden. Als Wahlleiter führte Andreas Stark durch die Veranstaltung. Im Wesentlichen wurden dabei die bestehenden Mitglieder bestätigt, zur Freude aller Rekascher kamen für zwei ausgeschiedene Mitglieder drei neue Beisitzer hinzu, das sind oben bereits erwähnte junge Rekascher, die dort selbst lediglich geboren worden sind und ihre Kindheit und Jugend bereits in der Bundesrepublik verbracht haben. Dennoch ist ihren Eltern und Großeltern zu verdanken, dass sie sich für die Belange der Gemeinschaft interessieren, zum Teil sogar den Dialekt noch sprechen und ihre Kinder zum Anlegen der Trachten motiviert haben. Die große Hoffnung wird somit an diese Generation herangetragen, damit sie fortführen, was den 60+ Jährigen heute noch am Herzen liegt: Nämlich der Pflege der Feste und Treffen sowie auch weiteren Publikationen, der Weitergabe der Mundart und der Pflege des Brauchtums in Form von Trachten und Tanzveranstaltungen. Sollte dem ein oder der anderen etwas Neues einfallen, so sind sie auch mit diesen Ideen herzlich eingeladen, sich aktiv im Vorstand einzubringen.
Das Rekascher Treffen wäre kein solches, gäbe es nicht die obligatorische Tanzmusik. Dazu spielte das Trio um Erwin und Josef Birnstill sowie Günther Ramholz auf und die Stimmung war bis weit nach Mitternacht freudig und begeistert.
Ein nächstes Treffen wurde auch bereits mitgeteilt: Am 28. September 2024 findet am vermutlich gleichen Ort in Karlsruhe ein Jahrgangstreffen für alle Jubilare ab 50 samt geladenen Gästen statt. Es soll aber eine besondere Feier werden, denn 2024 jährt sich die Einwanderung der Deutschen nach Rekasch zum 300. Mal. Rückgreifend auf eine Monographie, die Dr. Josef Stitzl anlässlich der 200-Jahr-Feier 1924 veröffentlichte, will der Vorstand sich paar Programmpunkte überlegen, wie etwa einem erneuten Trachtenzug, bei welchem jeder, der noch eine Tracht besitzt, eingeladen ist, mitzumachen, möglichen Tanzeinlagen und Vorträgen, aber auch dem Verfassen einer Sonderschrift zu diesem besonderen Ereignis. Für Ideen und Beiträge sind wir jederzeit offen und freuen uns über eine rege Beteiligung.
(Waltraut Rumesz)
Juche, Kerweih!
Jahrgangstreffen der Rekascher mit Buchpräsentation zur Kirchweih
am 24. September 2022, in Königsbrunn
„Mit dem Herbst, da der Wein gekeltert wird, die Maiskolben ihr knisterndes Lieschenkleid hergeben müssen und man das Saatkorn in die aufgerissene Erde streut, kommt auch die Zeit der Kerweih. Wir dürfen mit Recht sagen, der schwäbischen Kerweih – denn sie gehört ausschließlich uns.“
(Franz Liebhard)
Dieser Auschnitt einer Reportage aus der Bukarester deutschen Tageszeitung „Neuer Weg“ von 1959 ist nicht nur von Stefan Lehretter seinem Bildband: „Kirchweih in Rekasch – Brauchtum im Banat“ vorangestellt worden, sondern er diente auch als Einführung der Buchpräsentation von Waltraut Rumesz. Gleich unter drei schlechten Vorzeichen stand die Veranstaltung vom 24. September 2022: Corona hatte viele Beteiligte ausgeknockt, die Verkehrslage auf den Autobahnen und der B17 hatte die Fernreisenden angehalten und zu allem Überfluss kippte auch noch das Wetter. Dennoch war die Veranstaltung gelungen!
Im „Trachtenheim“ Königsbrunn bei Augsburg fand das 29 Jahrgangstreffen der Rekascher statt, gekoppelt an die Vorstellung des erwähnten Bildbandes und umrahmt von Trachtengruppen, Musik und Tanz. Nach dem Saaleinlass und dem Warten auf die verspäteten auswärtigen Gäste traten die Tanzgruppen des „Augsburger Kreisverbandes der Banater Schwaben“ auf und boten als Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen unter den Anleitungen von Ramona Abendschein, Andrea Kielburg und Ramona Sobota getrennt und zusammen vielerlei Tänze dar.
Die Augsburger Tanzgruppe in Banter Schwäbischer Tracht. Foto: Stefan Lehretter
Dank technischer Unterstützung durch den gebürtigen Josefsdorfer, Peter Bergmann, klappte auch die musikalische Umrahmung sowie der nachfolgende Vortrag: Liebe Maria, lieber Peter, habt vielen lieben Dank für euren Einsatz in Bild, Ton und Hilfestellung.
Augsburger Tanzgruppe. Foto: Stefan Lehretter
Bei dem anschließenden Vortrag ging es um ein Hineintasten in das Buch: So hob die Referentin einerseits aus dem Vorwort des HOG-Vorsitzenden, Erwin Lehretter, hervor, dass eine Dokumentation der Kirchweihfeste unabkömmlich sei, um nicht jahrhundertealte Traditionen zu vergessen. Andererseits aber auch wurde im Vorwort des Herausgebers, Stefan Lehretter darauf verwiesen, dass dieses Buch keine Monographie der Kirchweihfeste sei und auch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebe, sondern ein ganz bewusst gestalteter Bildband, der zwar auf die Besonderheiten der Rekascher Kirchweihfeste hinweist, ansonsten jedoch hauptsächlich die Bilder „sprechen lässt“. Dies ist dem Autoren vorzüglich gelungen!
„Erfunden wurde die Kerweih weder in Rekasch, noch im Banat!“ Mit dieser Aussage begannen die Kommentare zur Präsentation. Es wurde auf das Patrozinium der Kirche und dem zunächst vom 24. Juni (Johannes der Täufer, Schutzpatron der Rekascher Kirche) in den Oktober (nach Abschluss der Feldarbeiten) verlegten Festes verwiesen, welches dann wiederum in den 70er Jahren in den August zurück gebracht wurde, weil die meisten jugendlichen Mitwirkenden an die Schulferien gebunden waren. Ferner wurde auf den Wandel der Trachten aufmerksam gemacht: Ursprünglich war es die Sonntagstracht der Unverheirateten, danach jene der Banater Trachtenbälle und ab 1955 – dem ersten Kirchweihfest nach dem Zweiten Weltkrieg – setzte sich die dokumentierte Tracht durch, die auch detailgetreu im Buch beschrieben wird.
Waltraut Rumesz bei der Buchpräsentation. Foto: Peter und Maria Bergmann
Erste Bilddokumente stammen aus den 30er Jahren: Das sind wunderbar in Szene gesetzte Gruppenaufnahmen von 20 bis 30 Kirchweihpaaren, der Gastwirt, Ferdinand Tasch, auch immer mit auf den Aufnahmen, die damals noch aufwändig auf Photoplatten festgehalten worden waren und heute liebevoll vom Autoren bearbeitet wurden. Aus dem Jahr 1933 stammt das älteste erhaltene Photodokument, jene Jahre stellten nicht nur die Blütezeit der Banater Schwaben in wirtschaftlicher wie auch kultureller Hinsicht dar, sondern die Generation davor war vom Ersten Weltkrieg betroffen oder gar ausgelöscht worden, sodass im besagten Jahr gleichzeitig eine vom katholischen Frauenverbund organisierte Kinder- und eine Jugendlichenkirchweih stattfinden konnten. Es handelt sich um die Geburtenjahrgänge 1919 -27 bzw. 1915 – 1920. Die Jahre 1937 und 38 werden noch photographisch belegt sowie alljährliche Trachtenbälle zwischen 1936 bis 1941, die immer im Winter stattgefundene hatten, mit entsprechenden Straußlitzitationen und bemerkenswerten Aufnahmen mit den Spendern dieses ersteigerten bunt geschmückten Straußes. Nach diesen Jahren gab es keinen Anlass zu Feiern, bis die Kriegskinder, zumeist die Kindergeneration jener 33er Eltern nach Jahren der Umbrüche und der Missstände wieder die Initiative ergriffen und zunächst den Tanzsaal von dem dort gelagerten Getreide des staatlichen landwirtschaftlichen Betriebes freiräumten und nach alter Tradition wieder Kirchweih feierten. Dies waren jedoch nur die Jahre 1955, 56 und 58 und im Jahrzehnt danach die geburtenschwachen Jahrgänge der Nachkriegsgeneration, die 1965, 68 und 69 Kirchweihfeste feierten. Lediglich die 70er Jahre hatten bis zum Jahr 1979 jährliche Feiern vorzuweisen, allerdings mit immer weiter schrumpfenden Teilnehmerzahlen. Aus diesen Jahren stammen selbsterklärend auch die meisten Bilder, die heutigen Generationen erkennen sich auch noch selbst, wohingegen auf den älteren Aufnahmen oft ein N.B. für „nicht (mehr) bekannt“ steht
Das älteste erhaltene Rekascher Kirchweih-Photodokument aus dem Jahr 1933
Neben diesen chronologischen Wiedergaben stellt das Buch aber vor allem auch einzelne Kirchweih-Elemente vor – und so war auch der Vortrag aufgebaut: Die Tracht selbst, nebst allen Ritualen und Traditionen, die sich (leicht) abgewandelt haben in den gut dokumentierten Jahrzehnten, die aber immer unter dem gleichen Zeremoniell standen. Dankenswerter Weise ist viel Material zur Verfügung gestellt worden, das sind Bilder, aber auch Filmmitschnitte bereits damals in der Bundesrepublik lebender Verwandter, das gut erhalten ist und von Spendern zur Verfügung gestellt wurde. Der Vortrag erwähnte diese Rituale und den Ablauf der einzelnen Feier-Tage, ein kurzer eingespielter Filmmitschnitt widerspiegelte die Stimmung, die Farben, den Gleichschritt und auch das Zeremoniell zur Begrüßung der Gäste durch den Vortänzer und die Verlosung von Hut und Tuch durch die Geldherren. Schade nur, dass keine Originalaufnahme des „Kerweihstickls“ tontechnisch erhalten blieb, denn auch jenes war ein ganz besonderes Element.
Die Augsburger Tanzgruppe mit dem Rekascher Vorstand. Foto: Bergmann
Das Ende des Buches widmet sich den Ausklängen der Kirchweihfeste in Rekasch, die 1989 und 90 nochmals stattfanden, allerdings stark gerupft und kaum noch von deutschen Jugendlichen getragen. 2022 gab es – finanziert und unterstützt vom Deutschen Forum im Banat ein Revival eines Kirchweihfestes, organisiert von Tiberius Palikucsan, ehemaligem Mitwirkenden von 1990, der auch als Kirchweihvater agierte. Einen solchen jedoch gab es in Rekasch nie. Und überhaupt: wenn auch die Mitglieder verschiedener Tanzgruppen und Vereine sich viel Mühe gaben, Brauchtum und Traditionen einzuhalten, so war es doch nicht mehr die bewährte „Rekascher Kerweih“.
In der neugefundenen Heimat gab es auch ein Aufleben der Brauchtumspflege: Seit dem Jahr 2007 (und 09 und 11) gab es immer mal wieder auch Aufmärsche und Tanzeinlagen von vier bis zu zehn Paaren und einem Höhepunkt 2015 anlässlich der 30-Jahr-Feier seit dem Bestehen der HOG Rekasch mit insgesamt 23 Trachtenpaaren, begleitet von einer Blasmusikkapelle, bei der sämtliche Rekascher Musikanten nebst Nachkommen mitspielten.
Mit diesem Ereignis endet die Photodokumentation und auch die Buchvorstellung nahm hier ihr Ende mit dem Hinweis auf die Förderer des gesamten Unterfangens: Das ist das Kulturwerk der Banater Schwaben, e.V. Bayern, welches Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales für solche Projekte zur Verfügung stellt. Die Bücher sind bei der Vorstandschaft bei Interesse abzuholen das sind die Ansprechpartner Erwin Lehretter in Augsburg (Tel. 0821/ 724221) und Franz Tasch in Karlsruhe (Tel. 0721/ 1326118)
Franz Tasch vertrat an dieser Veranstaltung den ersten Vorsitzenden, Erwin Lehretter, der krankheitsbedingt ausgefallen war, in seinen Begrüßungs-, Dankes- und Jahrgangstreffens-Reden, doch nur wenige der zu Feiernden 50 bis 85-Jährigen fanden den Weg hierher, zu viele der älteren Generationen sind inzwischen verstorben. Geehrt wurden auch die jeweils ältesten Besucher mit der schon zur Tradition gewordenen Schokolade für die Damen und dem Rekascher Wein für die Herren.
Dem Alter die Ehre: die Anwesenden drei ältesten Männer und die drei ältesten Frauen. Foto:Bergmann
Noch immer nicht genug des Programmes: Neben der exzellenten Küche des Trachtenheimes spielten ab 18:00 Uhr „Amore Blue“ zum Tanz auf. Das sind Bianca und Patrick Schummer, die sangen, spielten und gute Stimmung verbreiteten durch ein aufs Publikum abgestimmtes Repertoire, bei dem selbst „Perinita“ und „Doi ochi negri“ glaubwürdig an das tanzbegeisterte Publikum weitergegeben wurden. Da waren dann die autobahngebundenen Fernreisenden allerdings schon wieder weg und der Abend und die Veranstaltung auch am Ende angelangt.
Bianca und Patrick Schummer sorgten für Musik , Tanz und gute Stimmung. Foto: Stefan Lehretter
Dank gilt an dieser Stelle jeder und jedem, die/der sich in irgendeiner Weise eingebracht haben, ob das ein Fahrdienst, Hilfe bei der Dekoration, dem Film- und Tondienst war, der Tanzgruppe sowie allen Organisatoren und Gästen der Veranstaltung, die zum guten Gelingen dieses Festes beitrugen. Und ein besonderer Dank gilt natürlich dem Verfasser des Buches, ohne welches die Veranstaltung gar nicht so breit angelegt hätte stattfinden können. Das nächste Fest wird an Pfingsten 2023 in Karlsruhe sein: Das ist dann das reguläre HOG-Treffen mit Vorstandswahlen.
(Text: Waltraut Rumesz; Bilder: Maria und Peter Bergmann)
25. Jahrgangstreffen der Rekascher in Karlsruhe
am 23.Oktober 2021
Obwohl die Pandemie scheinbar noch lange nicht beendet ist, haben wir Rekascher uns vorgenommen, eine besondere Feier zu gestalten. Nach der 3-G-Regelung war jeder am Samstag, den 23. Oktober 2021, im Siedlerheim in Karlsruhe willkommen, der dies nachweisen konnte. Und so bekam auch jeder eingelassene Gast ein buntes Armbändchen – wie vormals in der Disko – und freute sich über das Zustandekommen der Veranstaltung.
Die Freude war umso größer, als sich der ein oder andere diesmal begrüßen konnte, zumal seit dem letzten Treffen an Pfingsten 2019, das auch in Karlsruhe stattgefunden hatte, 38 Personen aus der Rekascher Gemeinschaft verstorben sind. Dieser Toten wurde in einer Schweigeminute gedacht.
Die Begrüßungsrede des ersten Vorsitzenden, Herr Erwin Lehretter, umfasste demnach zunächst auch Themen wie die Friedhofspflege im Heimatort, die neuerdings von Ilse Mura (geb. Baumwinkler) statt der jüngst verstorbenen Elisabeth Szablyar, (geb. Grundhauser) betrieben wird. Auch die Erneuerung der Gräberpachten direkt beim Pfarrbüro des Rekascher Pfarrers, Anton Budnaru, war Thema, was dringend nötig ist, nachdem die alten Pachtverträge zum Dezember 2020 abgelaufen sind. Wegen Corona – und überhaupt, weil man mit ihm reden kann – wird dies im laufenden und wohl auch kommenden Jahr noch möglich sein, sollte dann aber endgültig beendet werden, da begehrte Plätze gerne anderweitig vergeben würden.
Ein weiteres, wichtiges Anliegen war und ist es dem Vorstand immer noch, alle Betroffenen über die Russland-Entschädigung der Kinder von Deportierten zu informieren. Wer demnach den Antrag dafür nicht gestellt hat, bzw. noch nicht persönlich von Erwin Lehretter kontaktiert worden ist, möge dies bitte baldigst tun, damit die mühsam erkämpften Rechte auf Entschädigung nicht im Sand verlaufen. Deshalb erfolgt hier auch eine nochmalige verstärkte Ermahnung: Keine Scheu vor der Erledigung der entsprechenden Nachweise, die Unterlagen müssen beschafft und die Entschädigungszahlung beantragt werden. Bei Informationsbedarf geben die Vorstandsmitglieder Erwin Lehretter, Franz Tasch, Arthur Wehner und Reinhold Tasch gerne Hilfestellungen.
Auch wurde verkündet, dass im kommenden Jahr, am 26. Juni 2022, zum Patrozinium, ein Kirchweihfest in Rekasch veranstaltet wird. Tibi Palikucsan ist der Organisator und das Deutsche Forum in Temeswar sowie vermutlich auch das Bürgermeisteramt in Rekasch sind die finanziellen Unterstützer. Wir sollten es würdigen und zu diesem Anlass der alten Heimat einen Besuch abstatten. Über die Modalitäten wie der Busfahrt, den Reisetermin, der Unterkunft und des Budjets müsste man noch reden, doch kann realistisch betrachtet, eine Reise nur dann zustande kommen, wenn sich rechtzeitig genügend Interessenten finden. Selbstverständlich steigt und fällt auch diese Veranstaltung und Reise mit der weiteren Entwicklung der Pandemie. Informationen sowie Vormerkungen sollen bei den bereits erwähnten Vorstandsmitgliedern getätigt werden.
Weiterhin hob der Redner – als eigentlichem Anlass des Treffens – die diesjährigen Jubilare von runden Geburtstagenund Hochzeitsjubiläen hervor, deren Zahl leider auch von Jahr zu Jahr schrumpft. Die Anwesenden sind auf dem beigefügten Photo zu sehen.
Die bereits zur Tradition gewordene Würdigung der ältesten Teilnehmer mit Pralinen und heimischem Wein leitete bereits zum unterhaltsamen Teil über, welcher von den Rekascher Musikanten unter der Leitung von Erwin Birnstill bestritten wurde. Zahlreichen Tanzenden war dies aufgrund der Vorschriften erlaubt gewesen.
Ob und als welche Veranstaltung ein nächstes Treffen stattfindet, wird zeitnah mitgeteilt werden, der bereits traditionelle „Pinglball“ im NCR-Clubhaus in Karlsruhe, im Februar/März 2022, müsste die folgende Feier sein, zu welcher - unter Vorbehalt weiterer Kommunikation von den Musikanten eingeladen werden soll.
Mal ganz anders war dieses Treffen, für dessen treibende Kraft, Erwin Lehretter, dankend gewürdigt worden war. Wir hoffen auf eine ebenso gelungene Wiederholung im nächsten Jahr.
Waltraut Rumesz
(im Namen des Vorstandes)
Zum 111. Geburtstag von Peter Focht
Banater Musiker und Pädagoge
Geboren wurde Peter Focht am 27. September 1909 in Schanderhas (Alexanderhausen), im damaligen Bezirkskreis Perjamosch, im Banat. Nach der Schulzeit in der Deutschen Volksschule in seinem Geburtsort zwischen 1915 und 1919 und der Deutschen Mittelschule in Perjamosch in den Jahren 1919 bis 1923 erfolgte der Besuch des Pädagogischen Lyzeums in Temeswar im Zeitraum 1924 bis 1928. Zusätzlich dazu belegte er in der dortigen Musikschule nachmittags in den gleichen Jahren den Instrumentalunterricht in Klavier und Orgel. Diese Befähigung verschaffte ihm in den Folgejahren nach der Lehrerausbildung zunächst die Stellung des Kantors in Neubeschenowa, wonach sein zweijähriger Militärdienst in Karansebesch abgelegt werden musste.
In den darauffolgenden elf Jahren (September 1931 bis September 1942) war Peter Focht als Lehrer in Rekasch tätig, wo er sich auch häuslich niederließ und mit Maria Stricker und seinen beiden Töchtern, Susanne und Rosemarie eine Familie gründete. Während dieser glücklichen Zeit unterrichtete er die fünften, sechsten und siebten Klassen der Deutschen Schule, soweit die damalige Schulpflicht reichte, hauptberuflich in Deutsch. Doch trat die Musik immer mehr in den Vordergrund, sodass zunächst durch sein unermüdliches Streben ehrenamtlich ein Schülerchor gegründet wurde, später ein Männer- und ein gemischter Chor dazukamen und die Jugend für Theater- und Singspiele zu gewinnen war. Es entstand eine Laienschauspielgruppe, die sich an Ausfahrten und Konkursen im Banat beteiligte und somit nicht zuletzt das Vereinsleben des Dorfes ankurbelte. Auch ein Streicherorchester, wie auf der Abbildung zu erkennen ist, spielte anlässlich geschlossener Veranstaltung unter seiner Leitung. Mit der Übernahme des Kantorenpostens in der katholischen Kirche ab dem Jahr 1932 hatte Peter Focht vollständig die musikalische Mitgestaltung der Rekascher in seiner Obhut.
Rekascher Orchester in den dreißiger Jahren unter der Leitung von Peter Focht
(Quelle: Archiv der HOG Rekasch)
Doch bereits im Herbst 1943, mit dem Einbezug zur rumänischen Armee und der anschließenden Verhaftung und Gefangenschaft ohne Gerichtsurteil im August 1944, folgten schwere Schicksalsjahre: Wie viele seiner Landsleute wurde er zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, wo er einer Goldgrube in Berezovska im Ural zugewiesen wurde. Selbst dort gelang es ihm jedoch, sich musikalisch aktiv zu zeigen, indem er ein Orchester und einen Männerchor gründete. Paar Tage vor Weihnachten 1949 kehrte er zu seiner Familie zurück und war fortan neben Franz und Edith Heuer, Gisela Leicht und Barbara Peppel Lehrer an der inzwischen umstrukturierten Deutschen Schule in Rekasch. Dieser Frieden dauerte auch nicht lange: Aufgrund des in den Vorkriegsjahren propagierten deutschen Gedankenguts denunziert, wurde Peter Focht in den Jahren 1952 und 1953 erneut ohne Gerichtsurteil zur Zwangsarbeit an den Donau-Schwarzmeer-Kanal deportiert. Selbst dieser Strafe hielt er stand und nahm wieder seinen Beruf als Lehrer - zunächst an der Volksschule - und dann ab 1959 als Musiklehrer des neugegründeten Rekascher Lyzeums auf, wobei ihm sämtliche musikalischen Schulveranstaltungen anvertraut worden waren.
Seit September 1971 trat er seine Pensionierung an, doch geruht hat Peter Focht noch lange nicht. Hierbei kam ihm sein Harmonielehre-, Orchestrierungs- und Kompositionsstudium bei Professor Sabin Dragoi während der Jahre 1932 bis 1935 in Temeswar zugute. Seiner Komponistentätigkeit der Zeit von 1935 bis 1990 entstammen insgesamt 450 Musikstücke aller Art. Seine Kompositionen umfassten das Spektrum einfacher Lieder, Walzern, Polkas und Märschen, der Vertonung themenbezogener Schauspiele und den szenisch dargebotenen Singspielen, er orchestrierte und dirigierte die Blasmusikkapelle an Hochzeiten, Kirchweih- und Trachtenfesten, leitete ein Akkordeonorchester und als privaten Musiklehrer für Klavier und Akkordeon erlebte ihn das halbe Dorf. Daneben wurden viele Lieder und musikalische Arrangements, aber auch Artikel zu der Entwicklung der Blaskapellen in Rekasch in den rumäniendeutschen Publikationen (Neuer Weg, Neue Banater Zeitung und der Raketenpost) veröffentlicht. Die Inspirationen hierzu nahm er sich von Gedichten, die in diesen Zeitungen und Zeitschriften erschienen waren. Selbst ein „Lenau-Schule-Lied“ vertonte er.
Nach seiner eigenen Einschätzung trugen seine Werke allesamt den Charakter der deutschen Volksmusik und sind bei der Übersiedlung in die Bundesrepublik zu seinen Kindern im Juni 1990 zunächst im Heimatort geblieben. Inzwischen dürfte sich der Enkel, Eugen Nutescu, selbst Musiker, seines Nachlasses angenommen haben. 1991 verstarb unerwartet seine Gattin, am 21. Juli 1994 der „Focht-Lehrer“, wie er von den Rekaschern immer genannt wurde, fast 85-jährig und dennoch überraschend, da ihm kein langes Leiden vorangegangen war.
Durch sein Leben in Rekasch, sein Engagement und Wirken für die Bewohner dieses Ortes ist er uns allen als eine nicht wegzudenkende Persönlichkeit in Erinnerung geblieben. Darum denken wir auch in diesen Tagen anlässlich seines 111. Geburtstages voller Dankbarkeit und Anerkennung an den Menschen, den Pädagogen und Musiker Peter Focht.
(Waltraut Rumesz)